Nachruf für Hans-Jürgen Klaus
Der Verstorbene erblickte am 10. September 1937 als ältester von vier Brüdern in Schweidnitz/Schlesien das Licht der Welt. Er verstarb am 17.11.2020 im Klinikum der Stadt Mannheim als Opfer der Corona-Pandemie. Wir als Gemeinde haben Jürgen unendlich viel zu verdanken und der Verlust schmerzt.
Rückblick: Aufgrund des Zusammenbruchs 1945 kommt Jürgens Vater, der eine Führungsposition bei der Firma Freudenberg innehatte, in der damals russischen Zone (später DDR) ins Gefängnis. Die Mutter flüchtet mit den vier Söhnen nach Bayern aufs Land. Dort besucht Jürgen zunächst die Grundschule. Da er als Ältester eine Gymnasialausbildung erhalten soll, wird er im Alter von 12 Jahren zu den Großeltern nach Mühlheim/Ruhr geschickt. Im Januar 1956 kommt der Vater aus dem Gefängnis frei, die Familie zieht nach Weinheim und Jürgen besucht während der letzten zwei Jahre vor dem Abitur (1959) das Heisenberg-Gymnasium. Nach einer kurzen Zeit bei der Bundeswehr, die Hans Jürgen Klaus als Leutnant der Reserve verlässt, tritt er in die Firma Freudenberg ein und wird dort zum Industriekaufmann ausgebildet.
Von 1964 bis 1974 lebt er in Barcelona und baut dort im Auftrag von Freudenberg nacheinander zwei Filialen der Firma auf. Im Juni 1965 heiratet er Ulla Ranck, die er in Hamburg kennen gelernt hatte. Dem Paar werden in Barcelona die Kinder Kirsten, Stefanie und Axel und später in Weinheim Johannes geboren. Davor hatten sie schon Pflegesohn Christian in ihre Familie aufgenommen.
Nach seiner Rückkehr aus Spanien arbeitet das Paar in der Schriesheimer EFG mit und leitet einen Hauskreis. „In Spanien zum lebendigen Glauben an Jesus Christus gekommen, waren wir – Ulla und ich – gerne bereit, als Stützpunkt eines Neuanfangs [in Weinheim] aktiv mitzuwirken und waren dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen“. Mit 7 Erwachsenen und 3 Jugendlichen wird von der Schriesheimer Gemeinde aus im Januar 1981 die Zweiggemeinde Weinheim gegründet. Durch Straßenevangelisation und „Klinkenputzen“ unter Mithilfe Schriesheimer und bald auch Hemsbacher Geschwister wird die Öffentlichkeit auf die Gemeinde aufmerksam gemacht.
Während eine Zeltmission in Weinheim vorbereitet wird, findet sich bei dem Ehepaar Klaus ein Bekannter aus der Zeit ihres Spanienaufenthaltes ein. Es ist der Lette Andris (Andy) Baltaks, der sich bei der Zeltmission mit einbringt, und spontan in Weinheim in den vollzeitlichen Dienst tritt – und in den ersten neun Monaten bei Familie Klaus wohnt, bis endlich Gemeinderäume in der Bergstraße gefunden und umgebaut sind. Es würde Seiten füllen, den zeitlichen und finanziellen Einsatz von Jürgen und Ulla Klaus in dieser Zeit des Aufbaus und rasanten Wachstums der Gemeinde aufzulisten – und das alles neben Berufstätigkeit und großer Familie her.
1991 wird die Gemeinde eigenständig und 1995 beginnt der Bau eines Gemeindezentrums (siehe Bild-Kollage).
Während der ersten fast 17 Jahre fungiert Jürgen Klaus als Gemeindeleiter und auch danach als Diakon mit vielfältigen Aufgaben: er leitet Gebetszeiten, Hauskreise, Leitungskreistreffen, Gemeindeversammlungen und Gottesdienste, er predigt, lädt externe Redner und Prediger ein, besonders auch zur Überbrückung der pastorenlosen Zeit, er vertritt die Gemeinde auf Bundesratstagungen und Bundeskonferenzen, sorgt durch eine gute Beziehung zum Oberbürgermeister für einen geeigneten Bauplatz, leitet den Bauzuschuss und initiiert diesen Gemeindebrief.
In seiner frischen, zupackenden Art ist Jürgen immer vorangegangen und hat uns allen eine geistliche Heimat gegeben. Jetzt gilt es ganz besonders an Ulla und die ganze Familie zu denken und für sie zu beten:
Gebet: „Herr, wir bitten dich um dein Erbarmen in dieser Situation. Bitte sei du an Ullas Seite, wenn der Schmerz ihr die Kraft raubt, wenn die Traurigkeit alles dunkel macht, wenn die Seele müde wird. Bitte sei bei den Kindern und Enkeln und der ganzen Familie und halte und tröste sie, Herr. Bitte schenke du einen dankbaren Blick auf die erfüllten Jahre und tröste sie mit der Gewissheit, dass Jürgen angekommen ist bei seinem Vater im Himmel. Bitte lass sie ruhig werden und glauben, dass es gut ist bei Dir. Danke Jesus, für alles, was Jürgen gegeben hat in seiner Familie, im Freundeskreis, in der Arbeit und besonders auch hier in dieser Gemeinde. Amen.“
Karl-Theo von der Trenck
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