Wie können wir Christen auf Christenverfolgung reagieren?
In jeder Ausgabe unseres Gemeindebriefs haben wir einen Artikel von Open Doors über verfolgte Christen. Wir wissen von der schweren staatlichen Verfolgung in vielen islamisch geprägten Ländern, wo auf Abfall vom “wahren islamischen Glauben” die Todesstrafe steht und Mission und Evangelisation als “Proselytenmacherei” oder “Verächtlichmachen des Propheten” extrem bestraft werden. Wir wissen auch von der oft massiven nicht-staatlichen Verfolgung (Prügel, Vergewaltigung, Zerstörung von Haus und Ernte, Mord). Wir wissen von islamistischen Terroranschlägen auf Kirchen und Christen, von Entführungen und Zwangsverheiratungen christlicher Mädchen. Wir wissen, dass in China seit Neuestem in jeder “Gebetsstätte” Überwachungskameras hängen müssen und jeder Besucher registriert wird, was dann zu Negativpunkten wegen “Herumhängens mit gesellschaftsschädlichen Elementen” führt.
Wir wissen all das und sollten uns fragen, wie wir darauf reagieren, wie wir die weltweite Gemeinde in dieser Situation stärken können.
Beten
Wenn wir etwas für unsere verfolgten Geschwister tun wollen, dann muss Gebet die oberste Priorität haben - ob alleine oder in Gruppen. Wir sollten uns auch immer wieder gegenseitig daran erinnern, für die leidenden Christen zu beten - und unsere “Open Doors”-Artikel sollen ein kleiner Beitrag dazu sein. Denkt auch daran, wie die Gemeinde reagiert hat, als Petrus im Gefängnis war (Apg. 12, 5) - wir sollen für die beten, die Schweres ertragen müssen, weil sie wie wir zu Jesus gehören.
Informieren
Viele Christen hier im Westen wissen nichts über die Christenverfolgung in der Welt, oder sie denken nicht viel darüber nach. Wir können uns selbst informieren und dazu beitragen, dass auch andere Christen, gerade auch außerhalb unserer eigenen Gemeinde, sich bewusst werden, wie die Situation ist.
Beistehen
“Leidet ein Teil des Körpers, so leiden alle anderen mit, und wird ein Teil geehrt, freuen sich auch alle anderen. Ihr alle seid der eine Leib von Christus, und jeder Einzelne von euch gehört als ein Teil dazu.” 1. Kor 12,26f. Das gilt nicht nur innerhalb einer Ortsgemeinde, sondern weltweit. Wir können einfach nicht die grausamen Dinge ignorieren, die anderen Christen angetan werden, wir müssen einfach mit ihrem Leiden mitfühlen. Wir können oft ohne riesigen Aufwand die leidenden Christen ermutigen, indem wir ihnen Briefe schreiben und ihnen sagen, dass wir an sie denken und für sie beten. Wir können auch an die Botschaften der Länder schreiben - das wird bei den fanatischsten Ländern nicht viel helfen, aber in vielen Fällen bewirkt es durchaus etwas, wenn es nur genug Briefe sind, die da ankommen. Open Doors bietet hier konkrete Hilfen (Adressen, Textvorschläge) an.
Praktische Hilfe
Wenn Christen in ihrem Dorf angegriffen und ihre Häuser und Felder niedergebrannt werden, dann müssen sie um ihr Leben laufen und sind dann erst einmal wortwörtlich obdachlos. Die Regierung tut oft wenig für sie, weil sie nicht will oder auch einfach nicht kann, also müssen sie in der Regel bei Verwandten unterschlüpfen, die aber auch nicht in der Lage sind, ihnen neue Felder zu kaufen und ein neues Haus zu bauen. Hier brauchen sie einfach praktische Hilfe von ihren Gemeinden oder von Hilfsorganisationen. Genau in diese Richtung ging ja auch der eine Teil unseres Erntedankopfers in diesem Jahr!
Und dann sind da ja noch die, die in ein anderes Land fliehen. Nur ganz wenige kommen in ein Land mit funktionierendem Sozialhilfe-System, die meisten fliehen nur ins Nachbarland. Dort haben sie die gleichen Probleme und Herausforderungen mit fremder Kultur und Sprache und der Verarbeitung von Traumata und Zukunftsängsten wie Flüchtlinge bei uns, nur dass diese Länder ihnen oft kaum Essen und Unterkunft stellen können. Auch hier können wir als Christen helfen.
Seelsorge
Lasst uns nicht vergessen, dass verfolgte Christen nicht nur ein paar materielle Dinge verlieren, sondern dass sie schreckliche Dinge erleben müssen. Sie brauchen einfach Hilfe in Form von Seelsorge. Lasst uns auch für Bibelschulen etc. beten, die für Christen aus diesen Ländern Kurse in Trauma-Seelsorge anbieten.
Interreligiöser Dialog
Dort wo sie verfolgt werden, sind Christen meist eine religiöse Minderheit. Es ist sinnvoll und wichtig, dort in einen produktiven Dialog mit der Mehrheitsreligion einzutreten. Es ist nicht einfach, einen Dialog mit denen zu beginnen, die einen verfolgen, aber es gibt keinen besseren Weg, Verständnis zu gewinnen und dafür zu sorgen, dass die Dinge nicht noch schlechter werden.
Aber auch die weltweite Gemeinde hilft ihren Geschwistern, wenn sie in einen Dialog mit Religionsführern eintritt, die aus Ländern mit Christenverfolgung kommen, denn diese Leute sind einflussreich. Wenn es zum Beispiel eine klare Aussage von im Westen lebenden hohen muslimischen Geistlichen aus Ägypten oder Nigeria oder Pakistan etc. gegen grausame Behandlung von Christen in ihren Heimatländern gibt, dann wird das wahrscheinlich von muslimischen Geistlichen in diesen Ländern ernst genommen werden und hilft so der Gemeinde dort.
Die Geschichte lehrt uns, dass keine Grausamkeit und keine Tyrannei jemals die Kirche ausgerottet, ja nicht einmal gehindert hat, zu wachsen und zu blühen. Lasst uns anhalten, für unsere verfolgten Glaubensgeschwister zu beten und so ein Segen für die zu sein, die als Zeugen für Jesus unter extremen Bedingungen leben.
Dierk Evers
Quellenhinweis: Dieser Beitrag beruht auf einem Artikel “How Should We Respond to the Persecution of Christians” von Yousaf Sadiq, einem aus Pakistan stammenden Theologieprofessor an der London School of Theology
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