Für Gott Bananen schneiden
Am 25.3. war Marc Schwab als Prediger in der Gemeinde zu Gast. Mittlerweile ist er mit seiner Frau Ellen und den Kindern wieder in Mexiko, wo er seit 21 Jahren an einer Bibelübersetzung in die Sprache Mixtek arbeitet. Ein besonderer Text von ihm aus dem letzten Wycliff-Rundbrief soll hier abgedruckt werden:
In unseren ersten Jahren in Mexiko konnten wir in unsere Dorf Amoltepec nur selten Obst, Gemüse oder Fleisch kaufen. Es gab auch keinen Strom für einen Kühlschank. Deswegen haben wir immer frische Lebensmittel in der Stadt gekauft, sie durch Trocknen haltbar gemacht und nach Amoltepec mitgenommen.
Einmal war ich also dabei, Bananen fürs Trocknen in Scheiben zu schneiden. Da kamen unsere beiden Jüngsten, damals etwa zwei und vier Jahre, voller Tatendrang zu mir: „Dürfen wir helfen?“ Na ja, viel Hilfe habe ich nicht erwartet, aber kann man so ein Angebot ausschlagen? Ohne große Begeisterung habe ich ihnen Messer und Schneidbretter herausgeholt und sie haben sich mit Feuereifer an die Arbeit gemacht.
Angesichts ihrer Arbeit habe ich unauffällig noch eine Schale dazu gestellt: für Bananenmilch! Die meisten Bananen, die von den Kindern „geschnitten“ wurden, waren zu nichts anderem mehr zu gebrauchen…
Als unsere Bananenvorräte erschöpft waren, verließen mich die beiden gut gelaunt und machten sich auf den Weg zu neuen Abenteuern. Ich blieb mit gemischten Gefühlen zurück. Meine Kinder hatten Spaß und ein Erfolgserlebnis, und sie hatten Zeit mit Papa verbracht und ihm geholfen. Ich dagegen hatte zusätzliche Arbeit: Ich musste Bananen nachkaufen und die halbe Küche putzen.
Und dann fiel mir auf, dass unser Einsatz für Gott oft so aussieht, wie der Einsatz meiner Kinder für mich: Gott ist vollkommen und könnte seine „Arbeit“ perfekt alleine erledigen. Dagegen muss er die Ergebnisse unserer Arbeit oft genug korrigieren. Trotzdem lässt er uns nicht nur mithelfen, sondern vertraut uns große Aufgaben an. Er freut sich an unserem Eifer, unserer Liebe und unserem Einsatz, selbst wenn wir Dinge verkomplizieren oder Probleme verursachen.
Diese Begebenheit hat mir eine neue Perspektive für meinen eigenen Dienst eröffnet: Vieles kann ich gar nicht und nichts kann ich so gut wie Gott. Aber Gott liebt mich, er vertraut mir und er freut sich an meiner Liebe zu ihm. Ich bin nicht der tolle Held, der für Gott die Kastanien aus dem Feuer holt (na ja, das habe ich schon vorher gewusst). Ich bin sein Kind, das seinem Papa bei der Arbeit hilft. Gott arbeitet mit uns, durch uns und trotz uns. Was für ein Privileg und eine Freude, so einen Vater zu haben.
Marc Schwab (Mit freundlicher Erlaubnis des Wycliff-Magazins)