In eigener Sache: Keine Kompromisse.
Anfang des Jahres habe ich das Buch „Keine Kompromisse“ von David Platt vorgestellt. Es wurde in einigen Hauskreisen besprochen, doch es hat auch einige irritiert. Mancher fühlte sich unter Druck gesetzt, weil es einen hohen Anspruch für den Glauben formuliert. Mancher fragt, ob man sich jetzt sein Heil verdienen müsse.
„Keine Kompromisse“, hört sich wirklich eng an, fast fanatisch. Wir wissen, wie wichtig Kompromisse sind - flexibel zu sein, uns einzufügen und überzogene Ansprüche aufzugeben. Aber es gibt einen Bereich, wo wir keine Kompromisse akzeptieren können. Und das ist die Partnerschaft und die Ehe.
Jemand zu lieben heißt, ihm ganz zugewandt zu sein, ohne Vorbehalte, Ausnahmen und Kompromisse. So lieben wir und wollen so geliebt werden. Wir scheitern zwar oft daran, aber der Anspruch bleibt. Mit weniger zufrieden zu sein, die Liebe gar mit jemand Dritten zu teilen, geht gar nicht. „Keine Kompromisse“, das ist das Wesen echter, hingegebener Liebe.
Wie aber ist das in der Beziehung zu Gott? Auch da gelingt es uns nicht, eine ideale Liebe zu leben und wir scheitern immer wieder daran. Aber sollten wir darum den Anspruch aufgeben, dürfen wir uns da Ausnahmen und Freiheiten erlauben? Ist Gott ganz tolerant, weil er weiß, dass wir es nicht schaffen….? Oder ist „Keine Kompromisse“ das Wesen auch der Liebe zwischen Gott und uns?
Gottes Liebe zu uns jedenfalls ist so - kompromisslos, vorbehaltslos, zugewandt. Er meint uns ganz persönlich. Er hat alles für uns gegeben - das sehen wir an Jesus, grade jetzt an Karfreitag. Und weil Gottes Liebe so echt und tief ist, darum will er auch von uns so geliebt werden. Er liebt uns so sehr, dass er mit weniger als unserer ganzer Liebe nicht zufrieden, dass er unsere Liebe mit keinem anderen teilt!
Keine Frage: Wir schaffen das nicht. Und die Bibel ist voll von Menschen, die die darin versagen: Abraham, David, Petrus…. Gott ist davon nicht schockiert, doch er arbeitet daran, dass sie nicht bei Scheitern und Kompromissen stehen blieben. Er hört nicht auf, ihre ganz exklusiv und hingegebene Liebe wecken zu wollen.
Und so verstehe ich das Buch von Platt. Ja, der Anspruch „Keine Kompromisse“ ist hoch! Es bestätigt mich nicht, sondern hinterfragt mich. Doch für mich ist das kein neuer, harter Klang, sondern das, was ich auch in der Bibel finde: Jesus, der mich zu einer Nachfolge ohne Kompromisse berufen hat, zur ersten Liebe, für diese „Perle“ alles dran zu geben. Manchem mag das Druck machen und Ängste wachruft, doch bei mir rührt das Sehnsüchte an: „Ja, ich will so mit Gott leben – ganz für ihn, ganz auf ihn ausgerichtet und von ihm geprägt. Da bin ich noch nicht, aber ich will um Himmelswillen nicht da stehenbleiben, wo ich bin!“ Wenn ich Gottes einzigartige, heilige Liebe zu mir anschaue, dann bin ich betroffen darüber, wie geschäftsmäßig, gewöhnt und halbherzig ich ihm das oft beantworte. Doch Gott hat etwas viel Größeres und Tieferes in unserem Leben begonnen – und ich freue mich, wenn ich neu dazu herausgefordert zu werden – durch Bücher, durch Mitchristen, durch die Heilige Schrift.
Christian Pestel