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Jungfrauengeburt in der Kritik

„Und siehe, eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären.“ So kennen wir es aus der Weihnachtszeit: Jesus wird geboren von der Jungfrau Maria. Aufgeklärte Christen aber lehnen die Jungfrauengeburt ab, erscheinen ihnen Wunder doch suspekt und das Warten mit Sex bis zur Ehe fast schon krankhaft. Gerade die sog. „Postevangelikalen“, die ihren als eng und unmodern empfundenen Glauben abgelegt haben, sprechen vehement gegen diese Lehre. Was steckt also dahinter und ist sie es wert, daran festzuhalten?

Ausgangspunkt ist Jesaja 7,14, wonach das Zeichen für Gottes Retter sei, dass eine Jungfrau schwanger wird. Die Evangelien (Mt 1,16.23; Lk 1,34; 3,23) deuten das auf Jesus und sie berichten, dass Maria sexuell unberührt war, als sie von dem Heiligen Geist „überschattet“ und sie mit Jesus schwanger wurde. Für die frühen Christen und Kirchen war das ein wichtiger Beweis, dass Jesus der angekündigte Messias war. Sie verstanden dadurch, dass Jesus sowohl ganz Mensch war (von Maria), als auch ganz Gott (vom Heiligen Geist). Für sie war die Lehre von der Jungfrauengeburt wichtig, um den Glauben an Jesus zu begründen.

Heute nun werden viele Gründe dagegen ins Feld geführt, etwa 1) Die Geburt eines reinen Kindes sei ein gängiges „Narrativ“ antiker Religionen. 2) Das Wort in Jesaja bezeichne eine „junge Frau“, keine Jungfrau. 3) Die Zeugung durch den Heiligen Geist hätte den Makel der unehelichen Schwangerschaft erklären sollen. 4) Jesus hätte auch als Sohn von Maria und Josef der Sohn Gottes sein können. Und 5) würde Gott nicht so widernatürlich in seine Schöpfung eingreifen.

All diesen Argumenten könnte man gut entgegnen. Doch C.S. Lewis zeigt, dass es um viel mehr geht. Er sagt, Wunder seien letztlich in allen Religionen verzichtbar – außer im christlichen Glauben: „Der Buddhismus würde nichts verlieren, wenn man die Wunder wegließe, die Gautama Buddha später zugeschrieben wurden; ja, er wäre ohne sie viel besser, da sie Buddhas Lehren zutiefst widersprechen. Auch der Islam würde sich nicht ändern, würde man die Wunder streichen. Die Wunder der Propheten sind nichts mehr als Abschweifungen oder Ausschmückungen. Aber beim Christentum ist das unmöglich, ist es doch die Geschichte eines einzigen, großen Wunders. Es sagt, dass das der Ewige in unsere Welt gekommen ist; dass er unser Wesen angenommen hat; und dass Er wieder aufgestiegen ist und die Schöpfung mit sich emporgehoben hat. Dieses große Wunder ist der Inhalt unseres Glaubens. Lässt man es weg, so bleibt nichts spezifisch Christliches mehr übrig, nur die hohen Werte, die auch die anderen Religionen haben.“ (stark gekürzt)

Also: Hilft es irgendwie, die Jungfrauengeburt zu relativieren? Macht das den Glauben zugänglich für säkulare Menschen? Auf keinen Fall! Lassen wir von Jesus alles weg, was dem modernen Denken widerspricht – Jungfrauengeburt, Sündlosigkeit, Opfertod am Kreuz, Auferstehung - so bleibt nichts übrig, das anzuschauen lohnt…

Jesus selbst ist das Wunder, um das sich alles dreht! Der ewige Gott selbst kam in unsere kleine 3-D-Welt. Er schickte keinen Sozialreformer und er kam auch nicht als Geist, sondern er kam selbst und nahm unsere Natur an! Jesus ist das Wunder – von der Zeugung durch den Heiligen Geist bis zum letzten Atemzug am Kreuz! Ich verstehe es nicht, aber was ich dort sehe, das raubt mir den Atem!

Eine Geburt durch die Jungfrau Maria ist das allerkleinste der Wunder an Jesus. Ja, das Markus-Evangelium kann von Jesus erzählen ganz ohne Weihnachten und Jungfrauengeburt. Dennoch ist diese wichtig, ist sie doch die Grundlage für die Erlösung am Kreuz: Wäre Josef der Vater von Jesus gewesen, dann müsste man von der „Gottwerdung des Menschen“ sprechen, da der Sohn des Josef zu irgendeinem Zeitpunkt „Sohn Gottes“ geworden wäre. Er hätte gezeigt, dass ein Mensch tatsächlich sich selbst erlösen kann. Aber wir glauben an das Wunder der Menschwerdung Gottes (Inkarnation). Gott wurde wirklich Mensch – und er konnte auch wirklich für uns sterben und uns erlösen.

Nein, keiner muss an die Jungfrauengeburt glauben, doch kann ihm dann nur zu leicht das ganze Wunder der Person von Jesus verborgen bleiben.

„Das Licht scheint in die Finsternis, und die Finsternis hat es nicht ergriffen. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Die ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu sein. Und wir sahen seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes Gottes, voll Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1)

Christian Pestel

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