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Was ist Antisemitismus?

Was ist Antisemitismus? Noch vor wenigen Jahren hat man dazu auf die Nazis verwiesen und die Neonazis. Heute aber wird das Thema ganz neu wahrgenommen und breit diskutiert: Antisemitismus findet alltäglich statt, mitten in Deutschland: Juden wagen es nicht mehr, in der Öffentlichkeit die Kippa zu tragen, AFD-Politiker wollen das Holocaust-Gedenken beenden, Politiker von „Die Linke“ propagieren Anti-Israelische Positionen und in der islamischen Welt gibt es eigene und tiefe antisemitische Wurzeln.

Was aber ist Antisemitismus? Ist es Antisemitismus, wenn ein Jude zusammengeschlagen wird? Nein, denn das ist erst mal Körperverletzung. Ist Kritik an Israel Antisemitismus? Nein, denn jedes Land muss kritisiert werden dürfen. Antisemitismus wird es erst, wenn ein Jude zusammengeschlagen wird, weil er Jude ist, und wenn Israel anders kritisiert und beurteilt wird als andere Länder.

Was Antisemitismus ist, ist also nicht ganz einfach zu sagen. Seit kurzem hat eine Definition der „Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken“ breite Akzeptanz gefunden. Durch den „3-D-Test“ kann man sie sich leicht merken. Antisemitismus erkennt man an: Dämonisierung, Doppelstandards und Delegitimierung.

Dämonisierung von Juden ist ein altes Schema des Antisemitismus: Juden werden dann kollektiv als Übel bezeichnet, werden des Gottesmordes und Kinderopfers bezichtigt, werden für Unglück und Pest verantwortlich gemacht. Dämonisierung erfolgt heute durch Verschwörungstheorien über jüdische Gemeinbünde und die angebliche Herrschaft der jüdischen Finanzwelt oder den Vergleich von palästinensischen Flüchtlingslagern mit Auschwitz.

Doppelstandards heißt, dass an Juden oder Israel andere Ansprüche erhoben werden als an andere Menschen oder Staaten. Doppelstandard ist es, wenn die UN die Menschenrechtsverletzungen in Israel anprangert, nicht aber die in China oder Saudi-Arabien; wenn das Internationale Rote Kreuz die jüdische Organisation Magen David Adom („Roter Davidstern“) als einzige Ambulanzorganisation der Welt nicht aufnimmt.

Delegitimierung heißt, Israel seine Existenzberechtigung abzusprechen. So spricht die Behauptung, Israel sei ein Relikt des Imperialismus oder ein Apartheidstaat, den Juden das Recht auf einen eigenen Staat ab. Diese Darstellungen ergreifen Partei für die, die Israel als jüdischen Staat auslöschen wollen.

Dieser 3-D-Test macht nicht nur den offenen Antisemitismus erkennbar, sondern auch den in Nadelstreifen: Wenn Israel Ziele in Gaza angreift, ist die Empörung in den Medien groß. Was aber würden sie schreiben, wenn in einer Nacht 400 Raketen auf Hessen niedergingen, wie am 13./14.11.2018 in Israel? Linke Gruppen wollen Israel wegen der illegalen Siedlungen international isolieren, doch warum aber schweigen sie zum Krieg im Jemen? Die Isolierung des Gazastreifens durch Israel wird kritisiert, doch während Israel Gaza mit Lebensmitteln, Medizin und Wasser unterstützt, kappt die palästinensische Regierung im Westjordanland die Versorgung mit Strom und Geld. Die Welt ist eben nicht so schwarz-weiß, wie es Antisemitismus sagt.

Was aber ist dann mit uns? Fühlen wir Christen uns nicht den Juden tief verbunden und lieben wir in der Gemeinde nicht überwiegend Israel? Sind wir nicht „die Guten“ und haben uns nichts vorzuwerfen? Vorsicht, kann ich da nur sagen! Manche „progressive“ Christen hegen eine tiefe Abneigung gegen das sog. Alte Testament, weil es so gewalttätig sei – eine typisch antisemitische Behauptung. Auch unsere Art die Bibel zu lesen, Gottes Worte an Israel gleich auf uns zu beziehen, und uns als das „neue Gottesvolk“ zu sehen, ist nicht unproblematisch. Ja sogar eine übersteigerte Israelliebe, die kritiklos nur das Gute an Israel sehen will, ist ein Doppelstandard und blinde Liebe schlägt schnell in bittere Enttäuschung um. Wir müssen wachsam bleiben für antisemitische Tendenzen – auch im christlichen Glauben.

Es ist nicht zu übersehen: Das gesellschaftliche Klima ändert sich und wird ruppig. Mit harten Bandagen wird um Einfluss und Deutungshoheit gekämpft. Wir sollten dabei ein besonderes Augenmerk auf die Juden und Israel halten, damit der Antisemitismus nicht verborgen und unwidersprochen bleibt.

Christian Pestel

Ein Jude in Israel steht an einer Bushaltestelle und liest eine arabische Zeitung. Als das ein Freund sieht, fragt er aufgebracht: „Moshe, bist du verrückt geworden? Warum liest du eine arabische Zeitung?“ Moshe antwortet: “Ich habe auch jüdische Zeitungen gelesen, aber was stand da: `Juden werden verfolgt, Israel wird angegriffen, Juden wandern nach Amerika aus, Juden leben in Armut.´ Das hat mich so runtergezogen, dass ich zu arabischen Zeitungen gewechselt bin. Und was finde ich da? „Juden besitzen das ganze Land, Juden kontrollieren die Medien, Juden sind reich.´ Die Nachrichten sind einfach so viel besser.“

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