Gilead
Ich fand diesen Roman von Marilynne Robinson durch Zufall und ich muss gestehen, dass es eines der Bücher war, das ich im letzten Jahr am meisten genossen habe. Tatsächlich habe ich es bereits verschenkt und mehrmals empfohlen.
Die Wahrheit ist, dass, ohne es zu wissen, ein Schatz, der in den Vereinigten Staaten mit dem Critics Circle Award 2004 und dem Pulitzer and Ambassador Books Award 2005 ausgezeichnet wurde, in meine Hände gefallen ist.
Die Autorin wuchs in einem presbyterianischen christlichen Heim auf, wurde aber später Kongregationalist und predigt nun gelegentlich in der United Congregational Church of Christ in Iowa. Der gesamte spirituelle Hintergrund der Autorin ist in ihrer Erzählung so offensichtlich, dass es Passagen im Buch gibt, die durchaus in ein Andachtsbuch aufgenommen werden könnten.
Ich will den Roman hier nicht ausweiden, also sage ich einfach, dass Gilead der Name eines ruhigen kleinen Dorfes in Iowa ist, wo ein älterer Pastor, Reverend John Ames, eine sehr lange Geschichte über sein Leben als Vermächtnis für seinen kleinen siebenjährigen Sohn schreibt. Der Pfarrer öffnet im Roman seine Seele und reflektiert vom Alter her an über Einsamkeit und Krankheit, Glaubenskrisen, Erlösung und das tägliche Feiern des Lebens, das manchmal von extremer Religiosität und der Unkenntnis dessen, was hinter den Grenzen des Dorfes vor sich geht, getrübt wird. Seine Stimme klingt leuchtend und brillant bis zum Ende.
Obwohl ich es auf Spanisch las, habe ich die englische Originalversion und stelle sie jedem zur Verfügung, der sich traut. Selbstverständlich gibt es das Buch auch auf Deutsch zu kaufen. Ihr werdet euch sicher in das Buch verlieben.
Mercedes Narros Fernández