Leitartikel April / Mai 2020
„In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost: Ich habe die Welt überwunden.“ (Jh 16,33)
Angst! Gibt es ein aktuelleres, greifbareres Gefühl, als dieses? Wir geben sie nicht gerne zu und reden lieber über das Leichte und Schöne. Doch sie ist da und in diesen Tagen wird sie sichtbar, die Angst: In der Berichterstattung über das Corona-Virus, in Hamsterkäufen und leeren Regalen, durch Panik an den Börsen. Und natürlich hat jeder auch noch ganz private Ängste – um eine Ehe, um die eigenen Kinder, in gesundheitlichen Fragen, über Alter, Armut, Einsamkeit und Tod. Solche Ängste können einen schier erdrücken.
In großem Realismus sagt Jesus: „In der Welt habt ihr Angst!“ Er weiß das, denn er hatte ja selbst Angst erlebt. Kurz vor seinem Tod hatte er sogar Todesangst. Und weil er das kennt, sagt er uns: „Ja, so ist das – in der Welt habt ihr Angst!“ Diese Ansage ist wichtig, denn sie widerspricht der Illusion, dass es anders sein müsste, dass man einfach nur mehr glauben müsste, dass wir souverän über allem stehen könnten. Nein, so ist das nicht und wird es niemals sein.
Doch dann setzt Jesus der Angst etwas entgegen. „Aber seid getrost: Ich habe die Welt überwunden.“ In der Angst sollen wir zuversichtlich sein, gelassen, ja vielleicht sogar fröhlich! Und der Grund, warum das möglich ist, ist dass Jesus die Welt überwunden hat! Er hat gesiegt, er hat Angst und Tod hinter sich gelassen. Weil wir ihn kennen und zu ihm gehören, dürfen wir vom Ende her denken! Wir können ihm vertrauen, weil wir zu ihm gehören und in seiner guten Hand sind. Andere haben Zuversicht, solange sie alles überblicken, so lange alles gut läuft und sie alles im Griff haben; wer aber auf Jesus vertraut, der hat Hoffnung und Zuversicht auch wenn all das nicht mehr da ist. Wir müssen nicht alles im Griff haben – wir müssen nur wissen, dass er bei uns ist! Damit ermutigen wir uns, das reicht uns aus.
Ein alter Spruch sagt: „Die Angst klopft an die Tür. Der Glaube öffnet – und niemand steht da.“ Der Glaube ist unsere Antwort auf die Angst. Nicht irgendein Glaube und keine allgemeine Hoffnung, sondern die Zugehörigkeit zu Jesus! Das ist der Glaube, mit dem wir „die Türe“ öffnen. Damit können wir der Angst entgegentreten. Damit können wir die Unsicherheit aushalten. Das lässt uns auch das Leiden ertragen, den Schmerz und den Tod. Wenn nur er da ist! Wenn nur wir zu ihm gehören! Wenn wir nur im Vertrauen auf ihn schauen können.
Was setzen wir der aktuellen Angst in der Corona-Krise entgegen? Jesus sagt mir und dir: „In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost! Seid getrost! Seid getrost – denn ich habe die Welt überwunden!“
Christian Pestel