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Ein Gruß aus Mexiko

Hallo allerseits!

Wir grüßen Euch aus Mexiko!

Es geht uns gut. Mexiko ist bisher von der Seuche noch relativ wenig betroffen. Wir wohnen im Bundesstaat Oaxaca, etwa so groß wie Österreich, ca. vier Millionen Einwohner. Sowohl die Landesregierung als auch unsere Ortsverwaltung haben relativ früh Maßnahmen zur Eindämmung ergriffen. Schulen und Touristenziele wurden geschlossen, Versammlungen verboten. In Mitla, wo wir wohnen, werden alle dazu angehalten, so weit wie möglich zu Hause zu bleiben, und fast alles, was es im Ort zu kaufen gibt, kann man sich inzwischen bringen lassen! Auch schließen immer mehr Indianergebiete den Zugang von außerhalb ganz; Amoltepec lässt seit Ostersonntag niemanden mehr einreisen.

Als Resultat hat ganz Oaxaca bisher (4.5.) 23 Coronatote und 166 bekannte Infizierte, von denen über die Hälfte schon wieder gesund ist.

Leider sind zwei der Krankheitsfälle in Amoltepec aufgetreten. Die medizinische Versorgung dort ist nur sehr rudimentär, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass es viele unerkannte Fälle gibt. Wie viele andere Indianergebiete hat Amoltepec sich von der Außenwelt abgeriegelt.

Während SIL Mexiko (Partnerorganisation von Wycliff, unter der wir arbeiten) die meisten Mitarbeiter mit hohem Gesundheitsrisiko in ihr Heimatland geschickt hat, und einige weitere das Land aus verschiedenen (meist familiären) Gründen verlassen haben, bleibt ein Großteil der Kollegen weiterhin in Mexiko - freiwillig, wie auch wir.

Alle unsere Kurse sind seit Mitte März abgesagt, mindestens bis Anfang Mai. Die Schule unserer Kinder hat gerade beschlossen, dass das Schuljahr (bis Ende Mai) ganz online abgeschlossen wird. Aber auch ohne die Aufsicht über die Aufgaben von Julian und Byarne wird uns nicht langweilig :-)

Ein großer Teil unserer Arbeit war ja bisher schon "Homeoffice" (oder wäre dafür geeignet gewesen): E-Mail, Planungen, Besprechungen (von denen bisher auch schon viele per Internet stattfanden), Schreibtischarbeit. Darüber hinaus war ich dann fast einen Monat im Krisenkommitee von SIL Mexiko, was sehr arbeitsintensiv war. Jetzt hoffe ich, endlich an ein paar Projekten arbeiten zu können, die schon lange auf der Wunschliste stehen, es aber noch nie auf den Arbeitsplan geschafft haben :-) Und dann arbeiten wir daran, unsere Ausbildungskurse, die einen wichtigen Teil unserer Arbeit im Land ausmachen, in Zukunft online anbieten können. Dafür bin ich auch verantwortlich.

Deshalb sehen wir auch wenig Grund, derzeit nach Europa zu kommen. Besuche sind derzeit sowieso nicht möglich, unsere Arbeit könnten wir von dort aus schlechter tun, und auch den Aufwand, die Kosten und das Risiko von internationalen Reisen, Wohnungssuche und -einrichtung etc. sehen wir als Nachteile. Auf der anderen Seite ist unsere Anwesenheit hier für Nachbarn, Freunde, Kollegen und Mitarbeiter eine Ermutigung. Viele Mexikaner sind enttäuscht, wenn Helfer aus dem Ausland wieder gehen, wenn es Probleme gibt. Darunter leidet dann letztlich auch deren Glaubwürdigkeit, und die ihres Dienstes.

Und zu guter Letzt sind viele der Beschränkungen, unter denen viele derzeit stöhnen, für uns gar nicht so unbekannt: Wir sind durch unsere Arbeit daran gewohnt, oft und für längere Zeiträume nur auf uns als Familie gestellt zu sein; nach neuen und bisher unbekannten Regeln funktionieren zu müssen; nicht zu wissen, was uns morgen oder nächste Woche erwartet; oder dass unsere Pläne von unerwarteten Ereignissen unterbrochen oder unmöglich gemacht werden.

Wenn es Euch ermutigt, könntet Ihr alle Einschränkungen als Training für einen internationalen oder interkulturellen Dienst betrachten :-) Aber ganz im Ernst, wir wissen, wie anstrengend das sein kann. Bitte schreibt uns gerne, wie wir für Euch beten können.

Ganz liebe Grüße, Ellen & Marc

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