Leitartikel Juni/Juli 2020
„Wie wohltuend ist es, wie schön, wenn (Glaubens-) Brüder (und Schwestern), die beieinander wohnen, sich auch gut verstehen! Dort will der Herr seinen Segen schenken, Leben, das für immer besteht.“
(Ps 133,1.4)
Nun sind es schon 9 Wochen, seitdem wir uns nicht mehr zu Präsenz-Gottesdiensten treffen dürfen. Wenn der Gemeindebrief herauskommt, werden es 12 Wochen sein. Doch wie wird es wohl sein, wenn wir wieder gemeinsam Gottesdienst feiern dürfen? Wird es uns leichtfallen oder werden wir uns an anderes gewöhnt haben? Wieder pünktlich um 10 Uhr da zu sein? Nicht im Pyjama Gottesdienst zu feiern und ohne Kaffee-Tasse vor sich? Sind 1,5-Stunden-Gottesdienste heutzutage überhaupt noch zumutbar? Die Fragen sind für mich nur zur Hälfte scherzhaft, denn sie werden kommen, so oder anders.
Aber in solche Sorgen hinein kommt mir dann ein anderer Gedanke: Dass es Gott ist, der das Bedürfnis nach geistlicher Gemeinschaft in uns alle gelegt hat. Die Sehnsucht nach den anderen! Das Bedürfnis nach Austausch und Gespräch! Die Freude an Begegnung und Vielfalt und all den Begabungen! Wie schön, jemandem in die Augen zu schauen, Seite an Seite zu singen, Abendmahl zu feiern und … und … und… Auch bei uns geht es allzu menschlich zu – aber letztlich sind wir eine Gemeinschaft, die Gott zusammengerufen hat.
David sagt in Psalm 133, wie „schön“ diese Gemeinschaft von Glaubensgeschwistern ist! In diesen Tagen fällt es mir öfters ein: Ja, Gemeinde ist „schön“, wohltuend, einzigartig und unverzichtbar! Es ist eben mehr, als wir es machen, mehr als unsere Idee von Gemeinschaft. Es ist Gottes Idee und Werk!
Wenn ich zurzeit unsere Online-Gottesdienste sehe (eigentlich mag ich das nicht, Gottesdienste zu „sehen“, denn wir feiern ja Gottesdienst, aber egal…), und es kommen die Grüße von verschiedenen Personen, dann denke ich: „Wie schön dich zu sehen! Ich habe dich vermisst! Gut zu wissen, dass es dir gut geht!“
Vor der Corona-Krise schienen Gottesdienste und Gemeinde uns so selbstverständlich. Jetzt aber, wo wir pausieren müssen, da merken wir, wie schön und kostbar das eigentlich ist. Und ich freue mich darauf, wenn wir das wieder auffrischen und in Besitz nehmen können, was Gott uns da geschenkt hat. Denn bei sich, in seinem „Haus“ und seiner Familie, da schenkt Gott Segen und Leben, das für immer besteht.
Christian Pestel