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Auf ein Wort: Evangelikal

Es kommt nicht oft vor, dass ein theologischer Fachbegriff in den Medien auftaucht. Seit kurzem aber begegnet man dort häufig dem Ausdruck „evangelikal“, den viele bisher nur als vagen Richtungsbegriff kannten, wie auch pietistisch, charismatisch oder calvinistisch. Doch seit Donald Trump mit seiner gefährlichen Politik und platten Tweets sind die Evangelikalen ins Gerede gekommen, da in den USA viele „evangelikale“ Christen glühende Trump-Anhänger sind. Doch auch die Pfingstkirchen in Brasilien gelten als problematische Beispiele, so dass „evangelikal“ in den Medien ein negatives „Labeling“ geworden ist. Je nach Verve des Autors werden Evangelikale dann in einem Atemzug mit Reichsbürgern oder Flat-Earthern genannt, denn ist ein Feind erst einmal identifiziert, ist gar nicht mehr so wichtig, wer er ist….

Doch was ist „evangelikal“? Was bezeichnet das Wort? Und sind gar wir evangelikal? Der Wikipedia-Artikel zu „Evangelikalismus“ nennt die Kennzeichen eigentlich ganz gut:

  1. Der Glaube, dass eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus die Grundlage des Glaubens ist;

  2. Betonung der Notwendigkeit einer Bekehrung und Willensentscheidung zum christlichen Glauben;

  3. die Berufung auf die meist als irrtumsfrei oder verbindlich angesehene Autorität der Bibel. Dazu kommt – bei Wikipedia nicht genannt – zumeist

  4. eine konservative Ethik mit traditionellem Menschen- und Familienbild, sowie

  5. ein ausgeprägt missionarisches Engagement.

Dabei bilden „die Evangelikalen“ keine eigene Kirche, sondern sie sind eine Bewegung in den bestehenden evangelischen Kirchen. Als Hauptvertreter kann in Deutschland die Evangelische Allianz gelten, ein Impulsgeber für viele christliche Werke, Initiativen und Netzwerk.

Angela Merkel, die ja aus einem evangelischen Pfarrhaus stammt, hat einmal eine bemerkenswerte Definition für evangelikal gefunden. Sie nannte es „intensiv evangelisch“ – was angesichts der 5 Kriterien ziemlich gut trifft. Wir als Gemeinde finden uns darin sicherlich wieder. Doch angesichts der negativen Presse sollten wir den Begriff „evangelikal“ nicht unbedarft gebrauchen. Und wenn uns jemand das als Stöckchen hinhält, sollten wir nicht zu leicht drüber springen. Nicht die Bezeichnung ist schlecht, doch sie ist missverständlich geworden. Und wir wollen uns ja nicht ständig von fanatischen Abtreibungsgegnern oder der Agenda von Donald Trump abgrenzen, sondern von der Liebe Gottes in Jesus reden, von Vergebung und Herzensveränderung und der christlichen Hoffnung! Andere wollen gerne mit uns über Politik oder Kirche reden, wir aber über die frohe Botschaft von Jesus, die unsere Freude und Hoffnung ist!

Und so ist es gut, vorsichtig mit diesem Wort umzugehen, und sogar die Evangelische Allianz sucht einen neuen, besseren Begriff! Doch noch wichtiger ist unser Selbstverständnis und es reicht, wenn wir uns verstehen als „ein Brief Christi“ an die Welt (2.Kor 3,3). Christian Pestel

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