Auf ein Wort: Methodisten
Wieso nur haben diese kleinen, evangelischen Freikirchen so merkwürdige Namen wie „Adventisten“ oder „Baptisten“? Zu all den „Isten“ kommt dann noch „Methodisten“ hinzu: Wer ist das nun schon wieder und was bedeutet diese eigentümliche Bezeichnung?
Die methodistische Kirche geht auf einen Studentenkreis in Oxford zurück, der sich um John Wesley (1703-1791) scharte. Den jungen Leuten ging es weniger um eine spezielle oder neue Lehre, sondern um den gelebten Glauben, das was sie „Heiligung“ nannten. Sie lebten ihn sehr ernsthaft und systematisch – mit festen Zeiten von Bibelstudium, Gebet und Austausch, mit Armenhilfe, Kranken- und Gefangenenbesuchen. Aus diesem Grunde nannten sie andere spöttisch den „Holy Club“, die „Bibelmotten“ oder - wegen ihre Verbindlichkeit - eben „Methodisten“.
Wesley entfaltete eine leidenschaftliche Missionstätigkeit in England, wo er den durch die Aufklärung ausgehöhlten, blassen Protestantismus belebte. Er war ein wesentlicher Impulsgeber für die „große Erweckung“ in den USA, welche sie bis heute prägt. Methodistenprediger zogen mit den Siedlertrecks nach Westen, so dass vielerorts die erste Kirche im Ort eine Methodistenkirche war. Dort gab es die „circuit riders“, berittene Prediger, die viele kleine Predigtstätten besuchten. Von einem dieser Reiter heißt es, dass er den Bischof fragte, wohin er reiten sollte. Dieser sagte: „Du reitest nach Westen, bist du zu einer methodistischen Siedlung kommst. Von da reitest du nach Norden, bis du zu den Brüdern kommst, und dann nach Osten….“ Was für eine leidenschaftliche Missionsbewegung! Heute zählen etwa 80 Mio. Menschen auf der ganzen Welt zu methodistischen Kirchen, die sich durch missionarisches und diakonisches Engagement auszeichnen.
In Deutschland gibt es etwa 50.000 Methodisten in knapp 500 Gemeinden. Unter den evangelischen Freikirchen haben sie ein besonderes Profil: Während die meisten kongregationalistisch geprägt sind (dabei ist die Ortsgemeinde mehr oder weniger selbstständig), sind die Methodisten eine episkopale Kirche mit einem Bischof als Oberhaupt. Und während die meisten Freikirchen hierzulande nur gläubige Menschen taufen (Baptisten, FEG, Pfingstgemeinde…), taufen die Methodisten auch Säuglinge, doch die Kirchenmitgliedschaft wird separat in einem 2. Schritt erworben.
Doch abseits der Einzelheiten: Ist nicht schon das Wort „Methodisten“ sehr interessant? Methodist war zuerst eine negativ gemeinte Fremdbezeichnung, die später zur Selbstbezeichnung und zum Markenzeichen wurde. Was für eine interessante Haltung! Heute fühlt man sich gerne diskriminiert und beschwert sich, doch man kann das auch mal ertragen, es positiv füllen und mit Stolz tragen (schon „Christ“ war eine solche Fremdbezeichnung; Apg 11,26)! Ist das nicht viel schlauer und gewinnender, als um Worte zu streiten, auf Opfer zu machen und gleich die moralische Keule auszupacken?
Christian Pestel
コメント