top of page

Begegnung am Grab

Eine langjährige Freundin hat mir die Erlaubnis gegeben, das Zeugnis hier zu veröffentlichen.

Brigitte Brechtel


Es gibt Geheimnisse im Leben, die vielleicht nie aufgedeckt werden, vielleicht erst in der Ewigkeit sichtbar werden oder wie von mir jetzt erlebt, am Grab eines Menschen offenbar werden…


Es geht um meinen Mann, der erst im vorgerückten Alter zum Glauben an Jesus Christus, als seinen Retter -sprichwörtlich von Sünde und Tod,- gekommen war. Ein für ihn markantes Wort aus Psalm 90,12 lautet: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Seine großen Lebensfragen, auf die es nirgendwo Antwort gab, außer bei dem Gott der Bibel waren: Das Thema Schuld und das Thema Tod! Es gab eine wunderbare Befreiung durch den Glaubensschritt, den er, gezogen von der Liebe Jesu, mit 56 Jahren gehen durfte.


Ein Leben im Glauben ist nicht frei von Zweifeln. Die Fragen, die meinen Mann von nun an bewegten, waren Themen wie Gehorsamkeit, Heiligung und Verkündigung. War er für Gott brauchbar? War er wirklich in seinem Umfeld „Botschafter an Christi Statt“, War er ein Zeuge Jesu? Bekannte er seinen Glauben…, nicht nur mit dem Fischaufkleber auf dem Auto? Konnte Gott ihn wirklich lieben, so brüchig wie sein Christsein ihm selbst vorkam? … Diese Fragen, gekleidet in Zweifel, krochen immer wieder aus den „Herzkammern“ seines Glaubenslebens.


Dieser Vorspann ist wichtig, um das Licht des Wunders zu verstehen, das mir am Grab meines Mannes aufleuchtete…


Während des Abschiedsgottesdienstes stand ein hochgewachsener Mann, ein Gehilfe des Bestattungsunternehmens, in meiner Nähe und mir fiel sehr positiv auf, dass er alle Glaubenslieder mitsang. Danach erzählte er mir in einem kurzen Gespräch, dass er sehr angerührt sei, und dass sein Leben von Brüchen und auch Niederlagen durchzogen war und wie gut es sei, zu wissen, dass es Gott gibt!


Nach der Beerdigungsfeier, als alle Trauergäste gegangen waren, bin ich nochmals zum Grab zurückgekehrt. Dort stand allein dieser besagte Mann und schaute sinnend auf das Holzkreuz, das nun aufgerichtet war.

Ich war sehr überrascht und trat neben ihn. Er stellte sich vor, - ich nenne ihn Herr Rudi, - und dann sagte er: „Ich kenne ihren Mann!“ Das fand ich als sehr unwahrscheinlich, mein Mann war Arzt gewesen und sowohl seine Praxis als auch unser Wohnort waren in einer anderen Stadt und nicht am Begräbnisort… Herr Rudi beharrte darauf, und erzählte: „Vor vielen Jahren, ich hatte Gott zur Seite gesetzt, führte ich ein wildes Leben, wurde sehr schnell wütend, geriet in schlechte Gesellschaft, Schicksalsschläge ertränkte ich im Alkohol und geriet auch wiederholt in Schlägereien.“…. „Nach einer solchen Schlägerei brauchte ich ärztliche Hilfe und so kam ich in die Praxis ihres Mannes.“. „Ich war ganz unten! Ihr Mann hat mir nicht nur bei meiner Verletzung geholfen, er hat mich aufgebaut und hat mir von Jesus erzählt. Durch ihn habe ich zu Gott zurückgefunden, war dann etliche Jahre bei der Heilsarmee!“ „Und jetzt treffe ich wieder auf den Arzt von damals und stehe an seinem Grab.“


Es war eigenartig irrational, wie wir beide nebeneinanderstanden und ich von der Begegnung hörte, die vor langer Zeit zwischen den beiden Männern stattgefunden hatte.

Gott führt Regie in unserem Leben und schreibt Geschichte, -auch mit uns, -auch unbemerkt. Ich habe Herrn Rudi umarmt!

Plötzlich kam ein Licht und ein Trost in mein Herz!


Der Schöpfer des Himmels und der Erde gebraucht uns schwache Menschen, um sein Reich zu bauen! Wir sind ihm nicht zu gering als Mitarbeiter! Oft ist es ein Geheimnis, in welcher Weise Gott durch uns wirkt! Auch im Verborgenen walten seine Macht und seine Liebe!


Die Trauer und auch das Entsetzen, das mich ergriffen hatte als ich auf den Sarg herab sah in die Tiefe des Grabes, das Prasseln der Erde hinunter auf das Holz …

es waren starke Empfindungen der Unumkehrbarkeit eines Abschieds, ein Ende der Zweisamkeit mit meinem Mann für das Hier und Jetzt!


Dieses düstere Paket des Schmerzes verschwand plötzlich. Ein Frieden und eine Freude brachen in mir auf… Es gab eine Wahrheit, die größer war als meine Trauer… Es gab eine Wirklichkeit, die außerhalb meiner Wahrnehmung existierte…

Dass Jesus durch meinen Mann dem hilfesuchenden Herrn Rudi die Hand reichte und ihn zu sich zog, - welch wunderbare Geschichte - schon so lange her, und dass ich sie erfahren durfte im Augenblick des bitteren Schmerzes der Verlassenheit… das war ein direktes Handeln meines Heilandes Jesus Christus! Er zeigte mir, wie nahe er ist! Ein Tröster der Trauernden! Und ein Gott, der uns sieht!


Für Herrn Rudi und mich wurde ein wenig der Vorhang zur Seite gezogen. Wir bekamen eine Ahnung von Gottes Machtfülle, von seiner Weisheit und seiner Barmherzigkeit!


Gott gebührt alle Ehre!


Empfohlene Einträge
Aktuelle Einträge
Archiv
bottom of page