Bundesratstagung: „Dein Reich komme! gerecht anders leben“
Glauben leben, Begegnung gestalten, Entscheidungen treffen
Die Bundesratstagung des BEFG vom 8. bis 11. Mai in Kassel - eine bunte Mischung aus lebendigem Glaubensfestival, bereichernder Begegnungsfläche, konstruktiver Gesprächsplattform, kontroversen Diskussionen und zukunftsweisenden Entscheidungen.
Das übergreifende Thema der Konferenz lautete „Dein Reich komme! gerecht anders leben“. Ausgangspunkt für dieses Motto waren die Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu. die beim Eröffnungsabend im Wechsel aus Text und Musik dargestellt wurden. Es wurde deutlich, dass die „gerechte Welt Gottes“ nicht durch menschliche Anstrengungen erschaffen werden kann, sondern ein Geschenk Gottes bleibt. Dennoch kann sie als visionäre Zielsetzung Vertrauen stärken, zur Nächstenliebe ermutigen und Hoffnung stiften.
Um Gottes gerechte Welt ging es auch im Himmelfahrtsgottesdienst, der die Gottesdienstbesucher und -besucherinnen ermutigt, „in Wort und Tat daran mitzuarbeiten, Gottes Reich unter den Menschen sichtbar zu machen“.
Die Vorstellung der Mitgliederstatistik des Bundes zeigte erfreulicherweise die höchsten Zugangszahlen seit 2018.
Insgesamt 32 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben seit dem letzten Bundesrat ihren hauptamtlichen Dienst im öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis mit dem Bund in Gemeinden des BEFG begonnen. Der Bundesrat legte den Bundesbeitrag, den die Gemeinden an den Bund zahlen, für 2025 auf 79 Euro pro Mitglied und Jahr fest.
Unser Bund 2025 – Zukunft gestalten“ (UB25) war ein thematischer Schwerpunkt der Plenarsitzungen auf der Bundesratstagung. Bisher entwickelte Ideen wurden vorgestellt und von den Delegierten aus den Gemeinden ausführlich diskutiert. Die Arbeitsgruppe zur „Theologischen Ausbildung“ hatte Vorschläge zu einer kurz- bis mittelfristigen Weiterentwicklung der Arbeit der Theologischen Hochschule Elstal konzipiert und als langfristige Perspektive den überkonfessionellen Zusammenschluss von Ausbildungsstätten und somit die Gründung einer neuen Hochschule vorgeschlagen. Der Bundesrat hat sich in einer Trend-Abstimmung mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, beide Konzepte aus dem Strukturprozess entsprechend weiterzuentwickeln.
Auch der Beschluss des ChristusForums, sich vom BEFG zu trennen, war Thema der Plenarsitzungen. In der Diskussion erläuterten Mitglieder des ChristusForums ihre Beweggründe für die angestrebte Trennung und die Beantragung eigener Körperschaftsrechte. Dabei wurden soziologische, strukturelle und theologische Gründe angeführt, die zu dieser Entscheidung geführt haben. Während einige Delegierte Verständnis für den Schritt äußerten, drückten die meisten jedoch ihre Enttäuschung über den Beschluss aus. Trotz der unterschiedlichen Standpunkte wurde seitens des Präsidiums und der Bundesgeschäftsführung betont, dass man im Geiste Jesu miteinander umgehen, konstruktiv an den Fragen arbeiten und Lösungen finden werde, um die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern.
Neben den Plenarsitzungen sind auch die Foren stets ein wichtiger Teil des Bundesrates, da hier in kleinerem Rahmen intensiver an einzelnen Themen gearbeitet werden kann.
So bereitete das Forum „Demokratie und Menschenwürde“ eine gemeinsame Resolution vor, die sich die Delegierten im Plenum zu eigen machten und als Resolution des Bundesrates „Demokratie und Menschenwürde – Gesellschaft und Staat menschenwürdig mitgestalten“ verabschiedeten. Darin heißt es unter Bezugnahme auf die „Rechenschaft vom Glauben“: „Deshalb fordern wir alle Gemeinden in unserem Bund und alle Mitglieder und Mitarbeitenden auf, sich in allen Arbeitsfeldern weiterhin und engagiert für die Stärkung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und für die Achtung der Würde aller Menschen einzusetzen.“
Ein anderes Forum auf der Bundesratstagung beschäftigte sich mit „15 Jahre Sichere Gemeinde“. Anhand von drei Thesen wurden die Bereiche Prävention, Intervention und Aufarbeitung beleuchtet. Neben der Würdigung der Wege, die bisher dazu in unserem Bund gegangen wurden, wurde auch deutlich, wie viel bei dem Thema noch zu tun ist. Der Bundesrat beschloss aufgrund der Anträge aus zwei BEFG-Gemeinden, eine Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im BEFG einzusetzen. Zuvor unterstrich BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba die Bedeutung des Themas. „Wir sind bestürzt darüber, dass Menschen in unseren Gemeinden oder im Kontext unseres Gemeindebundes sexualisierte Gewalt erlebt haben. Dafür gibt es keine Rechtfertigung und es erfüllt uns mit Scham. Nichts widerspricht der Liebe Gottes, die jedem Menschen gilt, mehr.“
Die Lehrgespräche, die der BEFG in den Jahren 2017 bis 2023 mit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) geführt hat, sind zu einem Ergebnis gekommen. „Kirchengemeinschaft auf dem Weg“ heißt der Abschlussbericht des Dialogs. Darin sprechen sich beide Kirchen für eine „Kirchengemeinschaft auf dem Weg“ aus – eine Form der Kirchengemeinschaft, die das Miteinander der Kirchen stärkt, ohne eigene Positionen in der Tauffrage aufzugeben. Die Kirchenleitungen der VELKD haben dem Dokument bereits im Herbst 2023 zugestimmt. „In einer Zeit, in der eher die Unterschiede als die Gemeinsamkeiten betont werden“, sagte BEFG-Präsident Michael Noss, sei es eine solche Kirchengemeinschaft „ein starkes Zeichen für die versöhnende Kraft des Evangeliums“.
Auch das Gedenken an 500 Jahre Täuferbewegung stand im Fokus eines Forums. Es wurden Ideen präsentiert, wie das Gedenkjahr 2025 genutzt werden kann, um die Identität freikirchlicher Gemeinden zu stärken und Impulse in die Gesellschaft zu setzen. Termine und Materialien und eine Wanderausstellung gibt es auf der Internetseite taeuferbewegung2025.de.
„Der Tod Jesu Christi bewirkt Heil für uns Menschen.“ Dieser Glaubenskonsens ist durch den BEFG-Gesprächsprozess „Im Dialog zum Kreuz“ erneut bekräftigt worden. Das Präsidium des Bundes empfiehlt den Gemeinden, das für den Prozess entwickelte biblisch-theologische Material weiter in Gottesdiensten und Bibelgesprächen zu nutzen, um das gemeinsame Zeugnis zu stärken.
Starke inhaltliche Impulse lieferte auch der Konferenzabend am Donnerstag mit dem Titel „Inspirationen aus dem Reich Gottes“. Bettina Becker von der Villa Wertvoll in Magdeburg lieferte Ideen, wie man die Welt auf kreative Art und Weise ein kleines bisschen gerechter machen kann. Frank Heinrich von der Evangelischen Allianz in Deutschland sprach über moderne Sklaverei und rief dazu auf, „die Freiheit, zu der uns Christus berufen hat, zu nutzen, um anderen die Freiheit zu schenken“. Schließlich thematisierte die französische Theologin Dr. Dr. Valérie Duval-Poujol das Problem der häuslichen Gewalt, die es leider auch im christlichen Kontext gibt. Sie betonte, wie wichtig es ist, dieses Unrecht offen anzusprechen und auch in Predigten zu thematisieren.
An einem Abend gab es als kulinarisches Highlight Pommes Frites gegen Spende, deren Erlös von über 1.000 Euro der Durchführung des Bundesjugendtreffens (BUJU) zugutekommt.
Wie jedes Jahr waren zur Bundesratstagung auch internationale Gäste eingeladen. Generalsekretär Pastor Lukas Ndjamba und Jonas Kakenge Mbwenga von der National Baptist Convention of Namibia (NBCN) sprachen ein Grußwort an den Bundesrat und Der Generalsekretär des Baptistischen Weltbunds Elijah Brown übermittelte Grüße per YouTube-Video und lud zum BWA-Weltkongress 2025 nach Brisbane (Australien) ein.
Zum gemeinsamen Feiern des Bundesgottesdienstes, der am Sonntag live aus der EFG Berlin-Schönberg übertragen wurde, waren alle BEFG-Gemeinden online eingeladen.
Die nächste Bundesratstagung findet vom 28. bis 31. Mai 2025 statt.
Julia Grundmann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im BEFG hat den Bericht erstellt, der für unseren Gemeindebrief gekürzt wurde.
Kordelia Fischer-Borchert hat den Bundesrat besucht, sie steht für Fragen zur Verfügung und verweist auf die ausführlichen Berichte, Live-Mitschnitte, Videos und Dokumente unter: www.befg.de/bundesrat2024
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