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Das Leben geht weiter

„Das Leben geht weiter“ – dieser Satz soll Mut machen, Trost spenden, wenn unvorhergesehene Nöte in ein Menschenleben hineinbrechen.

„Das Leben geht weiter“ versuchte ein Kollege mich zu trösten, als er mitbekam, dass ich gekündigt wurde. Entlassen!

Das Leben ging weiter. Aber es war nichts mehr wie vorher.

„Das Leben geht weiter“ – es ließen sich noch viele Beispiele anführen. Beispiele von Ereignissen, die Menschenleben erschüttern. Solche Ereignisse kommen plötzlich und unerwartet. Sie richten sich nicht nach unseren Lebensplanungen, nach unseren Wünschen. Darum sind sie so unheimlich.

Das Leben geht weiter – wenn ich begreife, das, was ich gerade erlebe, ist Teil meiner Lebensgeschichte. Das ist ein längerer Prozess, der auch mit Schmerzen verbunden sein kann.

Und dieser will Zeit. Verlusterfahrungen sind immer mit Trauer verbunden. Und Trauern braucht seine Zeit und macht Mühe. Man nennt es „Trauerarbeit“.

 

Neben der Zeit, die man sich lassen muss, um Belastungen zu verarbeiten, ist das Aussprechen vor Menschen eine Hilfe.

Ich möchte dir Mut machen: Such dir einen vertrauenswürdigen Menschen, jemanden, der zuhören kann.

Und

erzähle, was du erlebt hast,

 

was dir besonders Not macht. Nur so kannst du Erleichterung und Befreiung erfahren.

Aussprechen, in Worte fassen, das fällt nicht leicht, das muss geübt werden. Und man macht die Entdeckung, da kommt noch mehr hinterher. Das, was wir verdrängt, weggedrängt haben in irgendeine Ecke unserer Persönlichkeit, drängt heraus. Es ist befreiend, wenn auch die Gefühle mit ans Tageslicht kommen, wenn die Tränen fließen. Ja, Tränen können eine heilsame und reinigende Wirkung haben.

Eine weitere Hilfe ist die

 

Stille und das Gespräch mit Gott.

 

Die Stille müssen wir uns meistens bewusst suchen. Nur in der Stille kommen wir zur Besinnung. In der Stille vor Gott – das kann auch in Gegenwart eines seelsorgerlichen

Menschen sein – erlebe ich mich, was ist, meine Schmerzen, meine Sehnsucht.

 

Das Leben geht weiter. Ja, es geht weiter, auch wenn uns Verluste und Nöte getroffen haben. Und doch geht es anders weiter als vorher. Vielleicht sogar besser. Wir tun gut daran, nicht gleich wieder zur Tagesordnung überzugehen, sondern uns die Zeit zu nehmen, um das, was uns widerfahren ist, anzuschauen, mit Gott und mit anderen Menschen darüber zu reden.

Detlef Wilhem

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