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Die letzte Predigt

G. K. Chesterton (1874-1936), ein Christ und Journalist, den ich sehr schätze, schrieb das Essay: „Wenn ich nur eine einzige Predigt halten könnte.“ Das ist interessant: Nur eine einzige Predigt, für das was wirklich zählt. Was wäre das? Witzig und radikal entfaltet Chesterton, dass er über den Stolz predigen würde. „Ich würde den Leuten sagen, dass sie nicht an sich selbst Gefallen finden sollten, sondern an Tanz, an Theater, an Ausflügen, an Sekt und Austern; an Jazz oder auch Nachtlokalen, wenn ihnen denn nichts Besseres einfällt. Das ist immer noch besser, als dass sie anfangen, an sich selbst Gefallen zu finden.“ Auch heute noch ist das provokativ, nicht vor allem an sich selbst interessiert zu sein, sondern an der Welt um sich und an anderen.


Was aber wäre meine letzte Predigt, was mein letzter Beitrag im Gemeindebrief? Es gibt vieles, was mich interessiert und über das ich hier schon geschrieben habe. Aber mein letzter Artikel hier, da gibt es keinen Zweifel, wäre über Jesus Christus! Ich weiß, das erstaunt niemanden, das erwartet man von mir. Aber die Faszination von Jesus muss immer wieder neu geweckt werden. So wie es Johannes der Täufer sagte „Ich muss abnehmen, er [Jesus] aber muss zunehmen!“ (Jh 3,30). Oder Paulus: „In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis“ (Kol 2,3).


Letztlich gibt es nur einen Grund zu glauben, nur eines was zählt und aus dem alles andere resultiert: Gegen alle anderen Botschaften von Selbstannahme, Diversity oder Klimaschutz, mit denen wir uns selbst oder gar die Welt retten wollen, sagen wir: „Es gibt nur einen Retter und Erlöser. In Jesus haben wir den Frieden mit Gott gefunden!“ Punkt und lange Pause…. Das meditieren wir, das bekennen wir, das ist der Schatz, aus dem wir leben! Und erst daraus resultieren Selbstannahme und auch etwas Klimaschutz, erst dann kommen all unsere Aktionen, Programme und Weisheiten.


Mit der letzten Predigt würde ich versuchen, jede Verstaubung wegzublasen und die Leidenschaft für Jesus neu zu entfachen, wie Paulus sagt: „Ich habe es noch nicht ergriffen, aber ich jage ihm nach, weil ich von Christus ergriffen bin!“ (Phil 3,12). Ich würde die Einladung Gottes so warm wie möglich skizzieren – von dem ewigen Gott, der Mensch wurde, dem Heiland für Kranke und Sünder, dem Lehrer von Nächsten- und Feindesliebe, dem Erlöser, der sein makelloses Leben als Opfer gab für uns.


Ist der Funke der Freude an Jesus noch in uns? Kann der Geist Gottes ihn wieder anhauchen und die Glut anfachen? Sind wir von dieser Gottes Liebe in Jesus ins Herz getroffen? Oder haben wir uns bequem mit netten Allgemeinplätzen eingerichtet?


Und ich würde sagen, dass unsere Antwort auf seine Einladung Konsequenzen hat – heute und in Ewigkeit, denn „Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das ewige Leben; wer dem Sohn Gottes nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen.“ (Joh 3,36). Mit der Message würde ich meine letzte Predigt halten, so dass man - wie Chesterton schreibt - „mich bitten würde, keine zweite zu halten.“

Christian Pestel


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