„G*tt (m/w/d)“ - Ein Kommentar
Das Bibelmuseum Frankfurt zeigt zurzeit die Ausstellung „G*tt (m/w/d). Geschlechtervielfalt seit biblischen Zeiten“. Einen virtuellen Rundgang davon findet man auf YouTube.
Die Ausstellung ist ein Mix aus Archäologie und Bibel, Jüdischem und Heidnischem, Theologie und Soziologie. Sie behauptet, dass Gott im alten Israel in vielen „sexuellen Identitäten“ gedacht worden sei. Dafür werden Figurinen gezeigt, die heidnische Gottheiten darstellen mit Brüsten oder Phallus. Und es werden Bibelstellen angeführt, die Gott auch als Frau oder zweigeschlechtlich darstellen sollen, etwa wenn es heißt, Gott habe Israel „gezeugt“.
Die Ausstellung will zeigen, dass die Bibel der Genderlehre entspricht: Der Mensch sei nicht nur männlich und weiblich, sondern divers. Auch Gott selbst sei divers und dass er in der Bibel meist männlich dargestellt werde, sei ein späterer Sündenfall. Es sei befreiend zu entdecken, dass auch Gott eine sexuelle Identität habe.
Dazu gäbe es viel zu sagen, doch das meiste lohnt nicht. Die heidnischen Gottesbilder als Belege für Jahwe anzuführen ist absurd, führt die Bibel doch auf jeder Seite einen Kampf gegen solche Anthropomorphismen und Synkretismus (Jer 10,1-18). Gott im biblischen Kontext eine Sexualität zuzulegen, kann man nur Gotteslästerung nennen.
Die Hauptfrage aber ist, was da eigentlich geschieht. Wenn 1.Mose 1 sagt, Gott „schuf den Menschen in seinem Bilde, männlich und weiblich schuf er sie“, so gibt das jedem eine hohe Würde: Jeder ist ein Abglanz Gottes, auch der Feind, der Kranke, der ungeborene Mensch oder der Mensch mit homosexuellem Empfinden. Jeder ein Ebenbild Gottes! Aber dreht man das um und macht Gott nach unserem Bilde, so verliert jeder diese Gotteswürde! Dann trifft der alte Vorwurf des Atheismus zu, dass Gott nur eine Projektion unserer Wünsche sei. Vor allem aber verlieren wir Gott als liebendes, kritisches Gegenüber: Während er in der Bibel leidenschaftlich ermahnt, zurechtweist und straft, um uns einen guten Weg zu führen (z.B. Jes 1,1-7), darf er dann keine andere Meinung haben als unsere, darf er uns nur noch bestätigen und jeden seiner Wege laufen lassen. Und wohin es führen kann, wenn wir die Bibel dem gesellschaftlichen Mainstream anpassen, das wissen wir in Deutschland nur zu gut.
Das Wort „G*tt“ mit Gender-Sternchen mag übrigens manchen an die jüdische Schreibweise G´tt erinnern. Juden schreiben so den unaussprechlichen Gottesnamen. Doch so ähnlich das auch aussieht, ist es doch das glatte Gegenteil: Während G´tt die jüdische Scheu ausdrückt, den Namen Gottes zu missbrauchen und sich ein Bild von ihm zu machen, bedeutet „G*tt“ genau das: Gottes Namen für die eigene Ideologie zu missbrauchen und sich Gott im eigenen Bilde gefügig zu machen.
Wie anders tritt Gott in der Bibel vor uns: Er lehnt jedes Gottesbild ab, das wir uns schnitzen, doch in Jesus Christus zeigt er sein Gesicht; er kommt nicht zeitgeistig und gefällig rüber, aber ist voll Barmherzigkeit und Liebe für jeden, der wirklich nach ihm fragt. „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben." (1.Kor 2,9)
Christian Pestel
Comments