Leitartikel Dezember 2024 / Januar 2025
In jenen Tagen war kein König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen.
(Richter 21,25)
Es gab in der Richter-Zeit im Alten Testament ein Auf und Ab, Abkehr von Gott und Rückkehr zu Gott, Gericht und Gnade, Vernichtung und Rettung. Eine Achterbahn, die in diesem Vers am Ende des Buches zusammengefasst wurde. Mitten in dieser Zeit gab es einen Mann namens Elimelech, das heißt „mein Gott ist König“. Ein schöner Name in turbulenten Zeiten, in denen es keinen König gab. Das Volk hat dem König der Könige aber immer wieder die Treue gebrochen. Aber Gott bewies Seine Treue zu seinem Volk, denn „wenn wir untreu sind – er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ (2. Tim 2:13) Sobald das Volk umgekehrt hatte, schenkte Gott Rettung.
Elimelech trifft in jenen Tagen eine Entscheidung – er tat, was recht war in seinen Augen. Während einer Hungersnot verlässt er seine Heimat und geht nach Moab. Moab war ein Volk mit vielen Göttern, das auch oft gegen Israel gekämpft hatte. Dem Hauptgott, Kemosch, opferte das Volk sogar seine Kinder. Kein Moabiter sollte in die Versammlung Gottes kommen. (5. Mose 23,4) Statt Gott die Treue zu halten und im „Haus des Brotes“ (Bethlehem) auf Gottes Rettung zu warten, läuft Elimelech nach Moab. Wer kann es ihm verdenken? Er hatte Angst um seine Familie und wollte sie am Leben erhalten. Er suchte also die Rettung für seine Familie in Moab. Das Tragische an der Geschichte ist: Er hat seine Familie damit nicht vor dem Tod schützen können. Er stirbt selbst in Moab.
Seine Frau Noomi und seine beiden Söhne, Mahlon und Chiljon, bleiben noch zehn ganze Jahre in Moab und die Söhne heiraten moabitische Frauen. Davor hatte Gott gewarnt, sich nicht in Moab niederzulassen und keine Heidnische zu heiraten. Doch die Familie tut, was recht in ihren Augen ist. Denn dort gab es ja keine israelischen Frauen und sie wollten Nachkommen. Vielleicht waren Orpa und Rut sehr schöne Frauen und man hegte die Hoffnung sie würden sich bekehren - nüchterne Überlegungen. Doch Mahlon und Chiljon sterben auch. Drei Witwen bleiben zurück, ohne Mittel, ohne Hoffnung, voller Trauer und Schmerz.
Noomi besinnt sich und kehrt um. Sie bleibt nicht in Moab, sondern geht nach Bethlehem zum „Haus des Brotes“ zurück und Gott beginnt etwas Neues an. Er hält die Treue, versorgt sie und schreibt Geschichte. Rut bleibt ihrer Schwiegermutter treu. „Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ (Rut 1,16). Sie ging in die Geschichte ein, als eine Urahnin Jesu, dem „Brot des Lebens“. Alles fing mit einer einfachen Umkehr an. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ (1. Joh 1,9)
Auch wir bleiben vor Prüfungen und Versuchungen in dieser Welt nicht verschont. Täglich stehen wir vor Entscheidungen, manche klein, manche groß und weitreichend. Wie oft tun wir aber, was recht ist in unseren Augen? Besonders Entscheidungen in Krisensituationen bergen oft eine große Gefahr aber auch eine große Chance, Gott zu vertrauen und Ihn beim Wirken zu bestaunen.
Gibt es einen Bereich in deinem Leben, der in Moab stecken bleibt? Wo musst du Moab den Rücken kehren und zurück nach Bethlehem ziehen? Wo musst du das, was recht ist in deinen Augen aufgeben und dich Gott anvertrauen? Unser König der Könige schenkt uns immer wieder einen neuen Anfang, voller Gnade, Heilung, Freiheit und Frieden. Gib Ihm die Chance, Erstaunliches in deinem Leben zu tun!
Nur so nebenbei: es steckt oft viel in den Namen alttestamentlicher Charaktere. Mahlon heißt der „Kranke“ oder „Schwache“. Chiljon heißt der „Verwelkte“ oder „Zerbrechliche“. Rut heißt „Freundschaft“ oder „Treue“. Passende Namen allesamt!
Carmen Stumpf
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