Leitartikel Juni / Juli 2024
Seid aber zueinander gütig, mitleidig,
und vergebt einander, so wie auch
Gott in Christus euch vergeben hat!
Eph. 4,23
Paulus ermahnt die Gemeinde in diesem Abschnitt zu einem Paradigmenwechsel. Wir sollen nicht mehr so leben wie die, die Gott nicht kennen. Wir sind erlöst. Wir sollen daher im Geist und Denken erneuert werden und den neuen Menschen anziehen. Es folgt eine Reihe von „tue und tue nicht“, die den Unterschied vom alten und neuen Menschen veranschaulicht. Dies soll in keinem starren Gehorsam geschehen, sondern aus der Dankbarkeit unserer Befreiung. Dann mündet er in Vers 32 - drei aufeinander aufbauende Herzenshaltungen.
Seid gütig. Das heißt so was wie, seid nett zueinander, freundlich und lieb – eine Sprache, die jeder versteht. Sie schenkt eine Atmosphäre der Wärme. Wir fühlen uns wohl in der Freundlichkeit anderer. Seid mitleidig. Das geht tiefer. Es hat mit Barmherzigkeit und Anteilnahme zu tun. Hier begegnen wir einander mit echtem Mitgefühl und können Brücken bauen und Vertrauen stiften. Vergebung ist das Schwerste von den dreien. Wir schenken dadurch Gnade. Wir bleiben nachsichtig und nicht nachtragend. Genau hier zeigt sich die Kraft Gottes in unserem Leben.
Was passiert, wenn ich nicht vergebe? Erstens kann ich kaum guten Gewissens das Vaterunser beten: wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Jesus hat meine Schuld auf sich genommen. Ja, er hat auch die Schuld meines Bruders oder meiner Schwester auf sich genommen. Wer bin ich diese Vergebung dann zurückzuhalten? Ich kann vergeben, weil mir vergeben wurde. Ich sündige und bin auch auf die Vergebung meiner Mitmenschen angewiesen. In diesem Sinne steht auch meinen Geschwistern meine Vergebung zu. Denn, wenn ich an meinem Ärger oder meiner Verletztheit hänge, wächst Bitterkeit in meinem Herzen und die verhindert den Frieden, den sich Gott so sehr für mich wünscht und für den Er so viel bezahlt hat.
Wenn ich aber vergebe, lade ich Gottes Geist in eine Beziehung hinein. Der Geist Gottes wirkt gewaltig, wo ich unvermögend bin. In meiner Schwachheit ist Er stark. Wo ich aus mir selbst nicht vergeben kann, greift der Geist ein. Ich kann in Seiner Kraft einen Kreislauf von Bitterkeit und Rache durchbrechen. Ich kann in Seiner Kraft Raum für echte Versöhnung gewinnen. Eine Beziehung kann wiederhergestellt werden. Vertrauen kann wieder wachsen. Versöhnung kann stattfinden. Frieden kann herrschen.
Zu oft wird der Friede in der Gemeinde zerstört, weil man sich in Kleinigkeiten verliert, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht oder man muss Recht behalten. Die Gemeinschaft der Heiligen ist aber nicht von dieser Welt und die Welt soll das merken. Wie wir miteinander umgehen, wird die Welt sehen. Lass sie den neuen Menschen sehen, zur Ehre Gottes.
Carmen Stumpf
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