Leitartikel Oktober / November 2024
Freut euch, was auch immer geschieht! Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen! Dankt Gott in jeder Lage! Das ist es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hat.
(1. Thess 5, 16-18,NGÜ)
Ich liebe die Erntezeit! Ich liebe es, durch meinen Garten zu gehen, eine Cocktailtomate zu ernten und direkt genüsslich zu verspeisen. Ich freu mich, wenn ich eine Zucchini entdecke oder krumme Karotten aus der Erde buddele. Zurzeit ist die Apfelphase, das heißt, ich geh morgens kurz raus, pflück mir einen Apfel und schnipple den in mein Müsli. Kann ein Tag besser starten!?
In diesen Momenten fällt es mir sehr leicht, in sämtliche Dankpsalm der Bibel mit einzustimmen oder Paulus Aufforderung „Seid dankbar in jeder Lage“ (1.Thess. 5,18) nachzukommen. In meinem Garten bin ich eigentlich immer dankbar, sogar beim Unkraut jäten oder Rasenmähen. Bei diesen Arbeiten kann ich abschalten und ich sehe hinterher ein Ergebnis, (was in meinem Beruf nicht immer so ist). (Rasenmähen ist irgendwie der Klang des Sommers ;-))
Vielleicht bist du kein Hobbygärtner und kannst mit dem praktischen Ernten nicht viel anfangen, aber hoffentlich hast du dennoch einen Ort, wo dir das Danken leicht fällt: sei es beim Kochen in der Küche, in der Garage beim Schrauben am Auto, am PC beim Programmieren, in der Werkstatt beim Sägen und Schleifen oder am Schreibtisch beim Malen und Designen. Dort ist es einfach, an einen Gott zu glauben, der es gut mit uns meint und ihn zu loben und ihm zu danken, oder?
Die Bibel ist übrigens voll mit dieser Aufforderung: Seid dankbar!
Dankbarkeit sollte also eine Grundeigenschaft von uns Christen sein. Sollte. Weil ja, ich bin Christ, aber nein, ich kenne auch andere Zeiten, wo ganz viel nicht gut läuft und ich viele Fragen und Zweifel habe. Dankbarkeit ist da bestimmt nicht meine Grundhaltung, sondern vielmehr die Skepsis, das Fragen und Klagen. Wie gut, dass es nicht nur Dank- sondern auch viele Klagepsalmen gibt. Dafür darf es also auch Raum und Zeit bei uns Christen geben.
Dennoch schreibt Paulus an die Thessalonicher diese Verse am Ende des ersten Briefes (Kapitel 5):
16 Freut euch, was auch immer geschieht! 17 Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen! 18 Dankt Gott in jeder Lage! Das ist es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hat. (NGÜ)
Paulus war keiner, der nur auf der Sonnenseite des Lebens stand. Man geht davon aus, dass er persönlich gesundheitliche Leiden hatte; er hat immer wieder Anfeindung und Verfolgung erlebt, und hat deshalb sogar manche Briefe aus dem Gefängnis geschrieben. Paulus weiß auch, dass die Thessalonicher ebenso Anfechtungen und Verfolgung aufgrund ihres Glaubens erleben. Dennoch ermutigt er sie zur Dankbarkeit. Er sagt sogar, dass es der Wille Gottes ist, dass wir dankbar sind. (Das ist die wörtliche Übersetzung von Vers 18.) Als Kinder Gottes sind wir zu einem Leben in Dankbarkeit berufen.
Aber wie geht das, denn es ist ja nicht immer Erntezeit? Wir leben schließlich in dieser Welt voller Höhen und Tiefen, das ist bei uns Christen ja nicht anders.
Hinweis gibt der zweite Teil des Verses: Grundlage für diese Dankbarkeit sind nicht die äußeren Umstände, sondern es ist die Beziehung, die wir zu Gott aufgrund unseres Glaubens an Jesus Christus haben. Es ist ein Geschenk, überhaupt mit Gott, der uns unendlich liebt, in Beziehung leben zu dürfen. Es ist Gnade, dass wir Vergebung der Sünden erfahren und eine neue Chance bekommen. Jeden Tag aufs Neue.
Diese Tatsache steht fest, ganz egal wie unsere momentane Lebenssituation ist. Dieses Bewusstsein darf uns immer wieder neu in die Dankbarkeit führen. Dann kann ich dankbar sein, egal ob gerade bunte Erntezeit oder grauer November ist.
Wie gut außerdem, dass Vers 18 auf Vers 17 folgt, wo es heißt, dass wir jederzeit beten sollen und dürfen! Denn Gebet ist für mich nicht nur danken, sondern ebenso mal Dampf ablassen, klagen, bitten und fragen. Gebet ist Ausdruck meiner Beziehung zu Gott. Genau da ist Raum für alle Emotionen – das wichtige ist nur, dass ich auch dort damit hingehe und nicht nur bei anderen Trost und Halt suche. Ich hatte dieses Jahr eine längere Phase, wo es mir emotional nicht gut ging. Jedes Mal, wenn ich dann trotzdem zu Gott gegangen bin und ihm das alles hingehalten habe, waren hinterher die Umstände nicht anders, aber ich konnte Gott zumindest DANKE sagen, dass er da ist. Weil ich ihm begegnet bin.
Mit diesen Zeilen will ich euch einladen besonders an Erntedank aber auch darüber hinaus, Gründe der Dankbarkeit zu finden. Denn der Postkartenspruch „Danken schützt vor Wanken und loben zieht nach oben“ stimmt halt irgendwie schon ;)
In diesem Sinne: eine gesegnete Erntedankzeit!
Tabea Winarske
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