Radikales Wirken Gottes unter radikalen Muslimen im Nahen Osten
Jetzt wird es ein bisschen wissenschaftlich – dies ist die Zusammenfassung einer Doktorarbeit eines Scott Gustafson, die er an der Vrije Universiteit Amsterdam, Fakultät für Religion und Theologie, im Dezember 2023 eingereicht hat und die inzwischen angenommen worden ist. Er hatte in Jordanien gelebt, und ihm war ein Trend aufgefallen, der wohl 2011 eingesetzt hat, als der syrische Bürgerkrieg und der Zustrom von Flüchtlingen in den Libanon, nach Jordanien und in den Irak einsetzten. Die Grundlage für seine Doktorarbeit bildeten Detailinterviews mit konvertierten Muslimen, Pastoren, Imamen und Hilfsorganisationen.
Zu den wichtigsten Ergebnissen von Gustafsons Arbeit gehören:
- Eine erstaunliche Zahl an Bekehrungen: Daten von 110 Konfessionen in der
Levante-Region (Syrien, Libanon, Jordanien, palästinensisches Autonomiegebiet)
deuten auf insgesamt 46.000 Konversionen vom Islam zum Christentum seit
2015 hin. In dieser Zahl sind viele enthalten, die zuvor radikalen islamischen
Überzeugungen anhingen.
- Bedeutung von Freundlichkeit und Gemeinschaft: Die Bekehrungen werden auf
die bedingungslose Hilfe und Freundlichkeit zurückgeführt, die Christen Muslimen
in Not entgegenbringen. Die humanitäre Hilfe, verbunden mit echter Empathie
und Aufmerksamkeit, veranlasste viele Muslime, ihre Überzeugungen zu
überdenken.
- Bedeutung von Visionen und Träumen: Ein immer wiederkehrendes Thema unter
den Neubekehrten sind Träume oder Visionen, in denen oft ein Mann erscheint,
der sie anspricht, und das wird von vielen als spirituelle Begegnung mit Jesus
gedeutet.
- Auswirkungen auf Christen vor Ort: Die Begegnungen mit Muslimen hatten auch
tiefgreifende Auswirkungen auf die beteiligten Christen. Viele Christen
berichteten von einem vertieften Gefühl des Mitgefühls und des Verständnisses
für diejenigen, die sie zuvor als "Andere" oder gar „Feinde“ angesehen hatten.
- Herausforderungen: Der Übertritt vom Islam zum Christentum ist im Nahen Osten
ein bedeutender und oft gefährlicher Schritt, der einen Bruch mit Familie und
Gemeinschaft bedeutet. Die Bekehrungen finden oft vor dem Hintergrund des
Verlusts von Familienmitgliedern, Traumata und der Infragestellung des
Glaubens statt.
- Auswirkungen auf die Extremismusbekämpfung: Hier wird der Autor politisch und
vertritt die Auffassung, dass "weiche Methoden" wie der Aufbau von
Gemeinschaften und humanitäre Hilfe bei der Bekämpfung des Extremismus
wirksamer und nachhaltiger sein können als militärische Maßnahmen. Seine
Forschung stellt die vorherrschenden Strategien westlicher Regierungen im
Umgang mit extremistischer Gewalt in Frage.
- Bedeutung von persönlichen Begegnungen: Der Autor betont die Bedeutung von
persönlichen Interaktionen über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg und
plädiert für Offenheit und Dialog.
Diese Entwicklung im Nahen Osten zeigt, so sagt diese Arbeit, einen Wandel hin zu religiösem Pluralismus und Toleranz in einer Region, die in der Vergangenheit von religiösen Konflikten geprägt war. Die wachsenden christlichen Gemeinschaften, haben ein neues Narrativ von Hoffnung und Wandel.
Dierk Evers
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