Schneeglöckchen
Beim botanischen Impuls im Gottesdienst hatte ich verschiedene Zwiebeln dabei, die die Kinder den Bildern der Blüten zuordnen sollten.
Manchmal fühle ich mich auch wie eine Zwiebel. Ich würde mich gerne für eine Weile einfach unter die Erde zurückziehen und oben einfach alles weiterlaufen lassen. So ähnlich wie Winterschlaf bei einigen Tieren. Ich hab schon mal versucht rauszukriegen, wo ich mich für den Winterschlaf anmelden kann, aber das hat leider wieder nicht geklappt…
Nein, Spaß beiseite, ich denke, es gibt bei jedem Tage, an denen man sich am liebsten eine Decke über den Kopf ziehen möchte und erst wieder auftauchen, wenn die Krise vorbei ist. Und ich denke wir können da von den Zwiebelpflanzen lernen: die speichern in der warmen, sonnigen Zeit im Jahr sogenannte Assimilate (aus der Photosynthese) in Form von Zucker bzw. Stärke in ihrer Zwiebel, ihrem Speicherorgan und dann können sie die kalte Jahreszeit unbeschadet überstehen. Und durch diesen Trick sind viele Zwiebeln auch gleich die ersten im Jahr, die wieder am Start sind. Die faszinierendste Zwiebel ist für mich das Schneeglöckchen, die sich sogar durch gefrorenen Boden, durch Eis und Schnee nach oben schmelzen können. Sie verbrauchen Stärke/Zucker und produzieren mit ihrer Zwiebel „Biowärme“ von etwa 8-10 Grad und brechen damit als Erste durch. Das geschmolzene Wasser können sie auch gleich verwenden zum Wachstum, denn an das gefrorene Wasser kommen sie ja nicht dran. Und noch etwas: fast alle Zwiebelpflanzen brauchen die Kälte und Ruhezeit, um ihre Blüten anzulegen. Wenn man ein Päckchen Tulpenzwiebeln im Herbst vergisst und es dann im Frühling noch schnell einpflanzen möchte, dann kommen oft nur Blätter aus der Zwiebel, weil der Kältereiz gefehlt hat.
Für uns kann das heißen: Wenn wir selbst in den guten Zeiten des Lebens genug geistliche „Stärke“ sammeln können, durch Bibellesen, Austausch mit Geschwistern, Lobpreis-Liedern oder was auch immer uns Gott näherbringt, dann können wir auch mal dürre, kalte Zeiten überstehen. Manchmal brauchen wir sie auch, um wieder mehr nach Gott zu fragen. Ich zum Beispiel habe ein Gebets-Tagebuch, in das ich wichtige Anliegen hineinschreibe und wenn meine Gebete erhört wurden, dann schreibe ich es dazu. Dann kann ich mich in schwierigen Zeiten daran erinnern, was Gott schon für Wunder in meinem Leben getan hat und an den Anliegen dranzubleiben, die nicht erhört wurden. Wir alle brauchen so eine Art „geistlichen Winterspeck", um harte Zeiten durchzustehen, und den können wir am besten in den sonnigen Zeiten des Lebens ansammeln.
Barbara Sendler
Comments