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Was ist nur mit unseren Landsleuten los?

Es entspricht der Lebenserfahrung und wird auch von der Psychologie bestätigt, dass gläubige Menschen besser mit zunächst sinnlos, zufällig wirkenden traumatischen Erlebnissen umgehen können als Nichtreligiöse oder Atheisten. Also sollte doch in Zeiten von Trauma und Krise der Glaube und das Vertrauen in religiöse Institutionen zunehmen. Daher wäre zu erwarten, dass die Pandemie wenigstens diesen positiven Effekt hat, dass Menschen mehr über ihr Leben nachdenken und sich mehr Menschen Gott zuwenden.


Nun wurde aber Mitte Januar eine Studie veröffentlicht. Die Autoren haben fast 5.000 Menschen in Deutschland über 18 Monate - von Anfang Juni 2020 bis Ende November 2021 - immer wieder befragt. Dabei kam heraus, dass die Menschen in Deutschland je länger die Pandemie dauerte immer mehr ihren Glauben (ganz allgemein an „einen Gott“ oder „eine höhere Macht”) verloren haben. Die Autoren betonten, dass dieser Effekt in allen Altersgruppen und sowohl unter Katholiken als auch unter Protestanten auftrat. Allerdings gaben sie als mögliche Erklärung an, dass offenbar etliche Gemeinden mehr auf sozialen Bindungen der Gemeindemitglieder beruhen als auf echten Glaubensinhalten, und dass, wenn durch den Lockdown diese Bindungen geschwächt wurden, einfach nichts mehr übrigblieb. Insgesamt gaben 21.5 % der Studienteilnehmer an, ihr persönlicher Glaube sei durch die Pandemie schwächer geworden.


Außerhalb von Deutschland sieht es allerdings offenbar ganz anders aus. Eine vergleichbare wissenschaftliche Studie kenne ich nur aus den USA. Dort gaben 28 % der Befragten an, ihr Glaube sei stärker geworden. Natürlich ist auch in den USA der Gottesdienstbesuch durch den Lockdown zurückgegangen, auch hat zum Beispiel der oft viel schärfer als bei uns geführte Streit zwischen Impf-Befürwortern und -Gegnern dazu geführt, dass etliche Menschen die Gemeinden verlassen haben und auch nicht kurzfristig planen, zurückzukommen - aber der persönliche Glaube ist stärker geworden.


Aus anderen Ländern kenne ich mehr anekdotenhafte Berichte von unseren Kontaktpersonen als solche wissenschaftlichen Studien, und da klingt es oft eher so wie aus den USA, oder es ist noch deutlicher. Zum Beispiel aus Mexiko und anderen Ländern Lateinamerikas berichten die WEC-Missionsleiter, dass die Gemeinden seit der Pandemie riesige Schwierigkeiten haben, die gewaltige Zahl an Neubekehrten zu integrieren, ihnen Bibel-Grundkurse anzubieten und sie angemessen persönlich zu betreuen. Die Bibelschulen und die Missionsgesellschaften müssen gut geeignete Bewerber ablehnen, weil sie einfach nicht die Möglichkeiten haben, so viele aufzunehmen.


Auf die Frage aus der Überschrift - Was ist nur mit unseren Landsleuten los? - weiß ich keine Antwort, aber die Entwicklung macht mich traurig. Ich bete für einen wachsenden Hunger nach Gottes Wort und für eine Erweckung auch bei uns und würde euch gerne ermutigen, dies auch zu tun.


Dierk Evers


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