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Wie soll das gehen?

„glauben lieben hoffen“ heißt ein Buch, das von Pastoren unseres Bundes und der FEG-Gemeinden frisch herausgegeben wurde. 103 Artikeln beantworten zentrale Fragen des Glaubens.


Die Artikel sind recht unterschiedlich, dabei gute und problematische Standpunkte. Doch obwohl die Autoren keine einheitliche Theologie vertreten, gibt es eine bedenkliche Richtung: Die Bibel sei nicht v.a. die Selbstoffenbarung Gottes, sondern ein historisches und fehlerbehaftetes Dokument. Dabei seien etwa die Evangelien nicht so sehr an historischen Fakten interessiert (Frage 22). Viele Fragen werden darum freischwebend beantwortet, nicht anhand von Bibelstellen. Sünde etwa wird ohne eine einzige Bibelstelle erklärt, was zu der abstrakten, aseptischen Definition führt: „Sünde ist da, wo Gemeinschaft und Beziehungen nicht gelingen.“ (Frage 63)


Richtig verstörend aber ist, wohin das bei Aussagen über Jesus Christus führt: Das Alte Testament kenne keinen Heilsplan, und darum sei Jesus nicht der verheißenen Messias. Das zu behaupten sei christliche Arroganz oder gar antisemitisch (Frage 33). Gar nicht in den Blick kommt, was Jesus selbst dazu gesagt hat (z.B. Mt 11,1ff). Er sei auch nicht das stellvertretende Opfer für die Sünde, da Gott einfach so vergeben könne, ohne Opfer und Blut (Frage 24). Was Jesus selbst dazu gesagt hat (Mt 26,28, Mk 10,45), spielt dabei keine Rolle. Sein Tod zeige die „vollständige Hingabe an den Menschen“ – wieder so ein freischwebender Satz (Frage 23).


All das ist nicht sehr originell. Schon vor 35 Jahren bin ich wegen solcher Lehren aus der ev. Landeskirche ausgetreten und zu den Baptisten gegangen, wo mein Vertrauen in die Bibel gestärkt und mir Jesus als mein Erlöser lieb gemacht wurde. Nun ist es scheinbar breit im Baptismus angekommen.


Doch ich frage mich: Wie soll das gehen? Wie soll es gehen…

… dass vielerorts noch gepredigt wird, Jesus sei der verheißene Messias – gerade zu Weihnachten –, während andere das verwerfen und Antisemitismus befürchten?

… dass die einen im Glaubensbekenntnis bezeugen, Jesus sei von der Jungfrau Maria geboren, die anderen aber meinen, er sei der Sohn Josefs, der von der „jungen Frau Maria“ geboren wurde (Frage 20)?


... dass die einen im Abendmahl für das sündenvergebende Blut von Jesus danken, die anderen aber eher dankbar sind, dass es gar kein Opfer bräuchte (S.69)?

… dass die „Rechenschaft zum Glauben“ (ein Basistext unseres Bundes) sagt: „Wer Gottes Angebot der Gnade und Vergebung ausschlägt, bleibt unter dem Zorn Gottes und verwirkt das ewige Leben. Der Unglaube führt in das ewige Verderben“ es nun aber heißt, man könne auch die Allversöhnung vertreten (S.241)?


Noch einmal für Baptisten: Wie soll das gehen, wenn die einen bei der Taufe an die Hineinnahme in den sündenvergebenden Tod von Jesus denken, die anderen aber: „Jesus starb. Das war die Konsequenz seines Lebens. Punkt.“ (S.68)?


Ich finde das schwierig. Da wird ein bisheriger Konsens abgetragen. Da werden keine Brücken mehr gebaut zwischen den Richtungen. Sind da Aussagen hoffähig geworden, die unseren bisherigen Konsens auflösen? Müsste man da jetzt ein Gegenstatement verfassen, damit es nicht so scheint, als sei das der neue Konsens?


Einen anderen Weg beschreitet übrigens der Bund der Freien Evangelischen Gemeinden. Deren Mitherausgeber sagen, die verschiedenen Artikel seien ein nicht geglückter Kompromiss. Und Präses Ansgar Hörsting erklärt: „Das Buch enthält Artikel, die dem widersprechen, was wir als Bundesleitung vertreten und, was wichtiger ist, dem Neuen Testament widersprechen. Vor allem und besonders schmerzhaft da, wo es um Jesus Christus geht und die Sühnebedeutung und somit die Wirksamkeit und Einzigartigkeit des Todes Jesu Christi. Wir wollen als Bund FeG theologisch eindeutige Signale senden und denken, dass das Buch dazu nicht dient.“


Chapeau! Das scheint mir der bessere Weg zu sein. Nicht den Konsens der Gemeinden auflösen. Nicht die Begriffe ändern. Sondern mutig an dem Glauben festzuhalten, der uns in der Bibel überliefert ist und den wir miteinander fröhlich bezeugen können.

Christian Pestel


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