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Wir bauen weiter

Bildungsbaustelle im Kinderheim Ҫa-Ira wächst

10. Jahrestag des Jahrhundert-Erdbebens: Am 12. Januar 2010 bebte die Erde in Haiti. Nach offiziellen staatlichen Angaben starben mehr als 300.000 Menschen, 1,8 Millionen Menschen wurden obdachlos, allein in Port-au-Prince stapelten sich 24 Millionen Kubikmeter Trümmer.

Auch zehn Jahre danach berichten die Medien nichts Gutes von Haiti: Zehntausende leben immer noch in Notunterkünften und ohne einfachste Infrastruktur. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung haben weniger als zwei US-Dollar am Tag zum Leben. Der bitterarme Karibikstaat ist weiter auf internationale Unterstützung angewiesen.

Nach dem Beben sammelte die internationale Staatengemeinschaft zwölf Milliarden Dollar für den Wiederaufbau des kleinen Karibikstaats. Es fühlte sich vielversprechend an für die Haitianer: die Krise als Chance – ein Wiederaufbau mit Struktur, Konzept und erdbebensicher.

Die Hoffnungen erfüllten sich bisher nicht: viele Hilfsgelder kamen nicht da an, wo sie gebraucht wurden, und die Verslumung ist groß. Viele Bewohner fühlen sich von der Regierung allein gelassen. Warum?

Die Hilfe kam unkoordiniert von außen und war oft mit wirtschaftlichen Eigeninteressen der Geber verquickt. „80 Prozent wurden überhaupt nur ausbezahlt und vieles davon floss zurück in die Länder, weil die Geber ihre eigenen NGOs beauftragten“, kritisiert Francis Alphonse, Stadtplaner in Portau-Prince. Außerdem war keine der haitianischen Regierungen der vergangenen Jahre in der Lage, den Wiederaufbau gezielt zu steuern. Politisches Missmanagement und Korruption prägten die politischen Entscheidungen. Das meiste Geld ist in den Taschen der reichen Elite des Landes.

Haiti steckt aktuell in einer tiefen politischen Krise, die das gesamte Land lahmlegt. Ein Korruptionsskandal um den Präsidenten Jovenel Moïse löste heftige, oft gewalttätige Proteste aus, die zur Folge haben, dass die Menschen ihre Häuser kaum verlassen können." Alle Politiker wollen sich nur bereichern und haben darüber jegliche Autorität verloren. Die internationale Gemeinschaft hat staatliche Aufgaben übernommen, aber viele internationale Funktionäre haben sich ebenfalls bereichert. Jetzt, wo die Blauhelme weg sind, kann der Staat nicht einmal mehr die Sicherheit garantieren. Wir stecken in einer Legitimitätskrise," skizziert der Soziologe Auguste D'Meza.

Zehn Jahre nach dem Beben steht Haiti immer noch am Anfang eines Neubeginns. Das Welternährungsprogramm warnt vor einer erneuten humanitären Krise. Ein Drittel aller Haitianer sind mangelernährt, 20 Prozent aller Kinder leiden unter akuter Unterernährung. Von dem Versprechen der internationalen Gemeinschaft Haiti "besser wiederaufzubauen" ist wenig zu spüren. Ohne den politischen Willen, Haiti auch von innen zu stärken, gibt es wenig Aussicht auf nachhaltige Verbesserung.

Es gibt aber auch Hoffnung in dieser Situation: Junge, gebildete Menschen schließen sich zu einer Protestbewegung ("Nou Pap Domi") zusammen, um über Proteste hinaus nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Statt wie die meisten, die die Möglichkeit haben, die Insel zu verlassen, haben sie sich bewusst dafür entschieden, hier zu bleiben - um ein besseres Haiti aufzubauen. Und: es scheint eine neue Einigkeit in der Bevölkerung Haitis zu geben in dem Wunsch nach einem grundlegenden Wandel. Die Haitianer seien nicht länger bereit, die himmelschreienden Ungerechtigkeiten einer Zwei-Klassen-Gesellschaft als Gott gegeben hinzunehmen, so Margit Wichelmann, Haiti-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Während eine schmale superreiche Elite zum Shoppen nach Miami jettet, leben bis heute mehr als zwei Drittel der Menschen unterhalb der Armutsgrenze.

GAiN geht da mit dem Wiederaufbau und der Unterstützung des Kinderheims Ҫa-Ira einen anderen Weg:

  • Zusammenarbeit mit einem vertrauenswürdigen Partner an der Basis (hier der lokalen Kirche COGOP), damit die Gelder direkt dorthin fließen, wo sie gebraucht werden

  • Langfristige Kooperation, um mit Bildung und Vermittlung guter Werte eine neue Generation zu prägen und so aus dem Armutskreislauf auszubrechen.

  • Nahezu vollständiger Einsatz der Spendengelder für das Projekt vor Ort (nur 3 % davon werden für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit verwendet)

  • Den Menschen vor Ort Hoffnung und Solidarität schenken und dem Gefühl des Vergessenwerdens entgegen wirken

Wir schließen uns den Worten von Wichelmann an: Haitis Hoffnung sind junge Menschen, die die Vision einer anderen Welt erleben und ihre Rechte kennenlernen und ihr Land verändern wollen.

Vier Schulgebäude mit je vier Klassen für 15-20 Schüler sind im Kinderheim Ҫa-Ira geplant. Es ist der einzige Schulstandort in dem kleinen Fischerdorf, der auch den Kindern aus dem Umkreis eine Schulbildung ermöglichen soll, denn in Haiti gibt es trotz gesetzlicher Schulpflicht nicht genügend Schulen für alle Kinder. Der zweite Schulbau ist fertiggestellt und wird voraussichtlich Ende März eingeweiht. In diesem Jahr ist geplant, das dritte Schulgebäude zu bauen, ausschließlich von Spenden finanziert.

Wir danken wir euch herzlich im Namen von GAiN und den Menschen in Ҫa-Ira für die großzügige Spende an Heiligabend. Es wurden ca. 11.000 € gesammelt. Wir sind sehr bewegt, wie Gott unsere Arbeit durch eure Gaben segnet und bestätigt.

Wir bitten euch weiter um Gebet für das Land und das Kinderheim, damit nachhaltige Veränderung geschieht.

Helga und Hartmut Lack

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